„Furchtlosigkeit war das Grundmerkmal seiner Persönlichkeit“, schrieb der Moskauer Literaturkritiker Lasar Lasarew über den Schriftsteller, Kritiker und Literaturwissenschaftler Ales Adamowitsch.
1927 als Sohn eines Arztes geboren, wuchs Adamowitsch im Osten der damaligen Belarussischen Sozialistischen Sowjetrepublik auf. Als seine Heimat ab 1941 unter deutsche Besatzung geriet, schloss er sich 15-jährig den Partisanen an, studierte nach dem Sieg über den deutschen Faschismus an der Philologischen Fakultät der Belarussischen Staatlichen Universität Minsk, wurde als Literaturwissenschaftlerpromoviert und schrieb Prosatexte, in denen er das Grauen des Krieges und die Kriegsgewalt aus dem Blickwinkel derjenigen thematisierte, die im Krieg noch Kinder und Jugendliche waren.
Anders in seinem Roman „Henkersknechte“, 1982 in deutscher Übersetzung im Aufbau-Verlag erschienen. „Von guten Menschen ist hier kaum die Rede“, schrieb Hermann Kant im Vorwort des Romans. „Allenfalls von solchen, die hoffen, nicht die Schlimmsten zu sein. Man schickt sie ins Verbrechen und glaubt noch, wo man schon Kannibale ist, der Mensch könne unter allen Umständen menschlich bleiben.“ Doch dem Hungerlager zu entkommen, gab es 1942 für einen Kriegsgefangenen in Belarus nur einen Weg: Er musste sich als „Freiwilliger“ dem Befehl der Deutschen unterstellen und als Knecht der Henker tun, was ihm befohlen wurde, wollte er am Leben bleiben.
Schon in seinem 1972 erschienenen Roman „Die Erzählung von Chatyn“ ging Adamowitsch bis an die Grenze des Erzählbaren, die 1980 in „Henkersknechte“ und 1985 im Drehbuch zu dem berühmten Film „Komm und sieh“ von Elem Klimow noch einmal radikal erweitert wurde. „Komm und sieh“ ist seit 2020 technisch aktualisiert im Handel, „Die Erzählung von Chatyn“ und „Henkersknechte“ wurden bis heute nicht wieder aufgelegt.
Die angekündigte Lesung zum Thema „Wege ins Verderben – Bremen > Minsk > Bremen“ wird auf einen späteren Termin verschoben.