Zum 110. Todestag: Bertha v. Suttner’s „Die Waffen nieder“ – Stummfilm mit musikalischer Untermalung


Termin Details


„Die Waffen nieder“ ist ein dänischer Stummfilm aus dem Jahre 1914 von Holger Madsen.

Zur Aufführung am 21.6.24 kommt der Film mit ins Deutsche übertragenen Zwischentiteln – Aisha und Veronika Otto (Link) begleiten den Film mit Gesang und Cello.

Zur Musik (aus einem NDR-Bericht):

 

Bertha von Suttner

Biographisches

Bertha von Suttner, 1843 in Prag geboren und am 21.6.14 in der Nähe von Wien gestorben, stammte aus einer reichen, adligen, militaristischen Familie, bekam sie eine glänzende Erziehung. Vielsprachig, naturwissenschaftlich gebildet, sollte sie eine gute Partie machen. Daraus wurde nichts. Sie machte sich selbständig und arbeitete in adligen Familien als Erzieherin. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen und heiratete gegen den Widerstand der Familie den 7 Jahre jüngeren Baron von Suttner und flüchtete nach der Hochzeit mit ihm in den Kaukasus zu einer Freundin. Dort begann sie ihre journalistische Arbeit und veröffentlichte zunächst anonym Texte zum Zeitgeschehen.

1887/88 erfährt sie von der in London gegründeten Internationalen Schiedsgerichts- und Friedensgesellschaft. Sie beschließt, einen Roman zu schreiben, der das Friedensthema populär machen soll. Es entsteht der gut recherchierte und eingängig geschriebene Roman „Die Waffen nieder“, der ein Millionenpublikum erreicht und in viele Sprachen übersetzt wird.

Bertha von Suttner ist nicht nur Autorin, sie ist Friedensaktivistin der ersten Stunde. 1892 gründet sie zusammen mit Alfred H. Fried die Deutsche Friedensgesellschaft in Berlin, der „Zitadelle des Militarismus“, wie sie die deutsche Hauptstadt nennt.

1905 bekommt B.v.S. als erste Frau den Friedensnobelpreis.

Unermüdlich wirbt sie für zivile Lösungen von Konflikten zwischen Staaten: Mit ihren Forderungen nach Verträgen, Schiedsgerichten, Völkerrecht ist sie eine Vorreiterin von Völkerbund und UNO. Auf Vortragsreisen in viele Länder der Erde, zweimal auch in die USA, wirbt sie für ihre Ideen. Sie organisiert Friedenskonferenzen, sucht Bündnispartner.

„Die Waffen nieder“

Der Roman „Die Waffen nieder“ schildert die Geschichte einer Frau, die in den verschiedenen österreichischen Kriegen 2 Ehemänner und einen Sohn verloren hat. Eindrucksvoll schildert ein Arzt den Zustand von 650 Verwundeten, die er versorgen soll: „In welchem Zustand waren diese Männer? An den noch immer offenen Wunden saugten Mücken, mit denen sie bedeckt waren; im Fieber funkelnde Blicke irrten forschend umher und suchten nach irgendeiner Hilfe – nach Labung, nach Wasser, nach Brot! Mantel, Hemd, Fleisch und Blut bildeten bei den meisten eine widerliche Mischung. Würmer begannen sich darin zu erzeugen und einzufressen. Ein abscheulicher Geruch erfüllte jeden Raum.“

Nach weiteren grauenvollen Schilderungen des Arztes heißt es aus dem Mund der Erzählerin: „Das staunenswerteste ist,…dass Menschen einander in solche Lage bringen, – dass Menschen, die so etwas gesehen, nicht knieend hinsinken und den leidenschaftlichen Eid schwören, gegen den Krieg zu kriegen: Dass sie nicht – wenn sie Fürsten sind – das Schwert von sich schleudern oder – wenn sie keine Macht besitzen – nicht fortan ihr ganzes Wirken, in Wort und Schrift, in Denken, Lehren un d Handeln dem einen Ziele widmen: Die Waffen nieder!“

Die Forderung nach Abrüstung bleibt ihr zentrales Thema.

„Der europäische Überrüstungswahnsinn hat einen neuen Anfall bekommen …Mitten in einer Zeit, … wo durch die so hoch gestiegenen Lasten der Militärausgaben und die gleichzeitig steigenden Steuern, Zölle und Lebensmittelpreise die Völker an den Rand der Verzweiflung gebracht werden, …platzt plötzlich in Deutschland eine neue Milliardenforderung nach Heeresverstärkung aus“ (März 1913).

Kriegsvorbereitung und Kriegsprofiteure

„Welches sind die Faktoren, die die Rüstungsschraube in Bewegung setzen? Sind es die Völker, die danach verlangen? Mitnichten! Der Anstoß, die Förderung kommt immer aus dem Kriegsministerium mit der bekannten Begründung, dass andere Kriegsministerien vorangegangen sind, und der zweiten Begründung, dass man von Gefahr und Feinden umgeben ist. Das schafft eine Atmosphäre der Angst, aus der heraus die Bewilligungen erwachsen sollen. Und wer ist tätig, diese Angst zu verbreiten? Wieder die militärischen Kreise…Hinter den militärischen Kreisen stehen zwei mächtige Hilfskolonnen: die ganze Kriegsmetallurgie (heute: Rüstungskonzerne) und die Presse.“ (1909)