In Bremen hatte am 24. Februar um 15 Uhr auf dem Marktplatz ein breites Bündnis aus Bremer Vereinen, Theatern und Instituten der Wissenschaft, wie dem deutsch-ukrainischen Kulturverein oder auch der evangelischen Kirche zu einer großen Kundgebung aufgerufen. Im Bündnis dabei als Erstunterzeichner: DGB Bremen, Europa-Union Bremen, Sozialer Friedensdienst Bremen, Rat&Tat – Zentrum für queeres Leben, DIG Bremen/Unterweser, SPD Land Bremen, Bündnis 90/Die DIE GRÜNEN Bremen, Die Linke Bremen, CDU Bremen und FDP Bremen. Die ukrainische Flagge wehte vom Rathaus und von der Handelskammer.
Der DGB hatte den Aufruf mit „Friedenskundgebung“ überschrieben und mit dem hashtag #niewiederkrieg versehen. Aber von Waffenstillstand oder von Verhandlungen war nicht die Rede, sondern nur von der Aufforderung an Putin als dem Alleinschuldigen, „seinen Angriffskrieg sofort [zu] beenden und sämtliche Truppen aus der Ukraine ab[zu]ziehen.“ Viele plagten wohl starke ideologische Bauchschmerzen bei diesen ziemlich einseitigen Forderungen, von Russland ohne irgendwelches Angebot einer Gegenleistung die bedingungslose Kapitulation zu fordern. Typisch auch der Eiertanz der Linkspartei, formuliert in der gemeinsamen Presseerklärung von Bürgerschaftsfraktion und Landesvorstand v. 23.02.2024. Die Genossinnen und Genossen fordern zwar: „Dieser Krieg muss beendet werden“, fahren dann aber fort: indem die russischen Truppen sich sofort und vollständig zurückziehen. Das Regionalfernsehen meldete rd. 1000 Teilnehmer. Es war deutlich, dass trotz der großen Unterstützung durch die Medien, die vielen Ukraine-solidarischen Gruppierungen, den DGB und alle politischen Parteien in der Bürgerschaft zum Marktplatz wesentlich weniger Menschen gekommen waren als bei den Demonstrationen gegen Rechts in den letzten Wochen. Wahrscheinlich fangen doch immer mehr Menschen an zu überlegen, dass mit immer mehr Waffen kein Krieg beendet sondern nur immer weiter befeuert wird.
Von Waffenstillstand, Verhandlungen und Diplomatie war auf der Kundgebung nichts zu hören und zu sehen. Also: bedingslose Unterstützung der Ukraine und weiterhin Waffenlieferungen und weiterhin Fortsetzung des Krieges. Dass der Krieg bis zum vollständigen Sieg der Ukraine geführt werden müsse, das war auch die Meinung zahlreicher Ukrainer und Ukrainerinnen, die sich in vielen kleinen Diskussionsgruppen und z.T. mit großer Wut gegen die Vertreter des Bremer Friedensforums wandten. Sie, also die Leute vom Friedensforum, hätten alle keine Ahnung, ein wie großer Lügner, Betrüger, Agressor und was-sonst-noch der russische Diktator Putin sei. Mit ihm könne und dürfe man nicht verhandeln! Das Friedensforum hielt dem auf ihren Transparenten und Plakaten ihre alten Losungen entgegen: „Frieden schaffen ohne Waffen!“ und „Diplomaten statt Granaten!“
Sönke Hundt