AK Nahost: Hintergründe-Ausgabe 2024-11-07

1. Bremen

siehe Veranstaltungshinweise rechts im Kasten.

2. Neuer Bericht der UN-Sonderberichterstatterin warnt, dass Israels Völkermord im Gazastreifen auf das Westjordanland übergreifen könnte (30.10.)
Ein neuer Bericht von Francesca Albanese, der UN-Sonderberichterstatterin für die Lage der Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten, warnt davor, dass Israels Völkermord in Gaza auf das Westjordanland übergreift. (Link)

3. Israel’s Genocide Day 391: Israel kills 200 Palestinians in Gaza in a single day (Link)

4. Der Spiegel am 2.11.: »Die gesamte Bevölkerung in Nordgaza ist akut vom Tod bedroht« (Link)

5. UN: Stoppen Sie die Angriffe auf die Palästinenser im Gazastreifen und auf diejenigen, die versuchen, ihnen zu helfen.
Wir, die Vorsitzenden von 15 UN-Organisationen und humanitären Organisationen, fordern alle in Gaza kämpfenden Parteien erneut dringend auf, die Zivilbevölkerung zu schützen. Wir fordern den Staat Israel auf, seine Angriffe auf Gaza und die dort helfenden humanitären Helfer einzustellen. Link

6. Die FAZ wird immer mutiger und lässt eine palästinensische Wissenschaftlerin  aus Jenin fordern: Deutschland braucht eine neue Nahostpolitik (s. Anlage)
Während wir die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel aufgrund des Holocausts voll und ganz anerkennen, stellt die derzeitige Politik – die sich auf die Verteidigung Israels konzentriert und die Rechte der
Palästinenser nicht berücksichtigt – eine klare Abkehr von den universellen Werten dar, die Deutschland seit Langem hochhält.
Es ist an der Zeit, dass sich Deutschland an die Seite der Menschlichkeit und des Völkerrechts stellt – und das Leid der Palästinenser nicht weiter übergeht….Eine unausgewogene Unterstützung Israels, ohne ausreichende Achtung der Rechte der Palästinenser oder des Völkerrechts, untergräbt die universellen Werte, für die Deutschland steht, wie Menschenrechte und Gerechtigkeit.

7. Das betrogene Volk – Das Schicksal der Palästinenser kann man mit dem nordamerikanischer Indianer vergleichen. Wer nicht vertrieben wurde, blieb als „Unterschicht“ im eigenen Land. https://www.manova.news/artikel/das-betrogene-volk

8. Gaza: Palästinenser sollen nicht zurück:
wie der Guardian gestern berichtete, hielt am Dienstagabend der israelische Brigadegeneral Itzik Cohen eine Pressekonferenz für israelische Medien ab und erklärte dabei zum ersten Mal offiziell im Namen der israelischen Regierung, dass man „nicht die Absicht habe, den Bewohnerinnen und Bewohnern des nördlichen Gazastreifens die Rückkehr in ihre Häuser zu gestatten“. Er fügte außerdem hinzu, dass man humanitäre Hilfe „regelmäßig“ in den Süden des Gebiets, nicht aber in den Norden lassen werde, da es nun ja „keine ZivilistInnen mehr“ gebe. Es ist tatsächlich unklar, wie viele Menschen sich nach den ethnischen Säuberungen der israelischen Armee noch im Norden aufhalten – dass viele zu alt, krank und verletzt sind, um eine Flucht zu überstehen; oder aber eine Behinderung es unmöglich macht, zu fliehen, wird außer Acht gelassen. Sie alle werden, wie von Itzik Cohen nun offiziell bekannt gegeben, dem Hungertod überlassen.  https://www.theguardian.com/world/2024/nov/06/palestinians-will-not-be-allowed-to-return-to-homes-in-northern-gaza-says-idf

9. Zur Situation in Gaza

„In dieser Schule habe ich gesehen, wie Menschen und Familien aufeinander und übereinander gestapelt leben. Es ist unerträglich hier. Ich kann mir nicht vorstellen, wie diese Menschen überleben können. Im September waren 500 Menschen in dieser Schule, jetzt sind es mehr als 1500. Es gibt keinen Zugang zu Toiletten. Es mangelt an Lebensmitteln. Die Situation ist unerträglich. Überall fließt Abwasser. Überall Abfall. Überall Müll. Dies ist kein Ort, an dem Menschen überleben können. Das muss ein Ende haben. Dieses Elend muss ein Ende haben. Dieser Krieg muss enden. Es ist unvorstellbar, was die Menschen hier durchmachen. Das kann niemand ertragen.“

Muhannad Hadi, UN-Stellvertretender Sonderkoordinator für den Nahostfriedensprozess, nach dem Besuch in einer Schule in Gaza Stadt am 6. November 2024

„Weinen, weinen, weinen, immer und immer wieder. Ich weine über den Verlust von so vielen. Soeben wurde mein Nachbar Arafah Rajab mit so vielen anderen Menschen getötet. Ich habe vielleicht ein oder zwei Menschen gesehen, die so professionell Fußball und Basketball spielen konnten wie Arafah. Arafah, mein Herz ist mit dir gestorben. Gott segne dich.“

„Die Menschen in meiner Stadt Beit Lahiya haben versucht, in ihren Häusern, in ihren Vierteln zu bleiben, aber sie mussten gehen, sie mussten gehen, weil sie 13 Monate im Stich gelassen wurden, so wie unsere Großeltern 1948 gezwungen waren, ihre Häuser, Bäume und ihren Schatten zurückzulassen. Unsere Großeltern starben in den Flüchtlingslagern. Wir haben sie in den Flüchtlingslagern begraben. Und jetzt werden wir aus dem Lager vertrieben. Wir werden außerhalb des Lagers umgebracht. Und wir werden nicht begraben. Es ist nichts von uns übrig.“

Mosab Abu Toha, palästinensischer Schriftsteller aus Beit Lahiya, am 6. November 2024

Quelle:

Dr. Martha Tonsern, Büro des palästinensischen Botschafters in Wien, https://www.palestinemission.at/blog-ev1t6