In Gaza steht die Alarmstufe auf dunkelrot

Bericht über den 48 Stunden dauernden Verzicht auf Essen

Vom 15.08.2025 um 15:00 Uhr bis zum 17.08.2025 um 15:00 Uhr fand in der Bremer Innenstadt eine Solidaritätsaktion mit den Hungernden in Gaza statt.

Warum?

100 % der Bevölkerung leiden unter akuter Hungersnot, ein historischer Höchststand an Mangelernährung bei Kindern.

Es ist keine Naturkatastrophe. Es ist das gezielte Aushungern eines gesamten Volkes durch Israel, mit dem erklärten Ziel, es auszulöschen.

Mit dieser Aktion wurde auf die israelische Blockade lebenswichtiger Hilfsgüter aufmerksam gemacht.

Freitag, 15.08.25 um 15.00 Uhr

Am Ansgarikirchhof, in Sichtweite der Fußgängerzone in Bremens Innenstadt wurde am 15.8. ein Camp mit kleinen Zelten aufgebaut. Zwischen Läden, Cafés, Restaurants und Sandkisten für Kinder zum Spielen campierten 15 Menschen 48 Stunden lang und verzichteten auf jegliche Nahrungs- und Kalorienaufnahme, um auf die Situation in Gaza aufmerksam zu machen.

Diese Erklärung wurde tagsüber während der Dauer der Aktion stündlich verlesen. Gefordert wurde

  • Der sofortige Rückzug der israelischen Armee aus den illegal besetzten Gebieten in Gaza und Westjordanland
  • Die Öffnung der Grenzübergänge zu Gaza
  • Der Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung
  • Die Selbstbestimmung des palästinensischen Volkes.

Kamerateams von buten&binnen, dem Bremer Regionalsender, und von dpa begleiteten den Beginn der Aktion. (Der Weser-Kurier, dessen Zentrale 5 Minuten entfernt von der Aktion liegt, berichtete nicht.)

An einem großen, überdachten Infotisch konnten sich Gäste der Bremer Innenstadt informieren und sich mit Material über die Situation der Palästinenser in Gaza versorgen.

UnterstützerInnen der Aktion, die sich nicht an dem Verzicht auf Nahrung beteiligten, begleiteten die Aktion und übernahmen auch nächtliche Wachdienste.

Wasser war reichlich vorhanden.

Freunde und Freundinnen der Palästina-Solidarität kamen vorbei und brachten Tees für jeden Geschmack.

Zum Glück gab es öffentliche Toiletten in der Nähe.

Samstag, 16.08.ab 9.00 Uhr begann wieder die Information der Passant:Innen über Lautsprecherdurchsagen.

Um 11.30 fand die samstägliche Mahnwache für einen gerechten Frieden im Nahen Osten, die normalerweise vor dem Dom stattfindet, aus Solidarität mit der Fastenaktion auf dem Ansgarikirchhof in Form einer Kundgebung statt.

Wir dokumentieren vier der bei der Aktion gehaltenen Reden (PDF):

Nachmittags gab es eine Rede von einem jungen, deutschen Juden, der sich, aus Solidarität mit den Menschen in Gaza, seit Wochen in einem Hungerstreik befindet. Seine sehr emotionale Rede wurde von vielen Menschen in der Fußgängerzone aufmerksam verfolgt.

Immer wieder kamen Menschen an den Infotisch. Manche holten sich nur ein Palästina-Fähnchen, andere nahmen sich schriftliches Info-Material mit. Immer wieder blätterten Menschen in den großen Heften, in denen Tausende Namen der in Gaza seit dem Oktober 2023 Getöteten verzeichnet sind.

Ein junger Mann, aus Palästina stammend, sah die Listen durch und suchte und fand die Namen von Familienmitgliedern und Freunden. Nur mühsam unterdrückte er sein Schluchzen. Welchen Trost gibt es für ihn?

Eine junge Frau mit einem Kleinkind im Kinderwagen war fassungslos über die Seiten voll von Namen von Kindern, die vor dem 1. Lebensjahr getötet worden waren. Der jungen Mutter liefen die Tränen über das Gesicht angesichts dieser Verbrechen. Immer wieder schaute sie zu ihrem Baby und weinte und blätterte und weinte.

Viele Passant:Innen bedankten sich für die Aktion.

Sonntag, den 17.08. ab 9.00 begannen wieder die Durchsagen an die Menschen in der Fußgängerzone. Allmählich merkten die Beteiligten an der Fastenaktion die Auswirkungen von 40 Stunden ohne Nahrung. Einige fühlten sich schlapp, die eingesetzte Kälte machte allen zu schaffen. Als es vormittags auch noch anfing zu regnen, wurden die Stunden bis zum Ende der 48 Stunden gezählt. Allen TeilnehmerInnen wurde in dieser Zeit besonders bewusst, wie privilegiert ihre Situation war. Alle würden wieder essen können. Keinen Augenblick in diesen 48 Stunden hatten sie sich Sorgen um die künftige Nahrung machen müssen. Allen war klar, dass es nur ein „symbolisches Hungern“ gewesen war.

Es diente dazu, die Aufmerksamkeit auf die Verhungernden in Gaza zu lenken.

Ab 14.00 Uhr begann der Abbau des Camps: Die Zelte einpacken, den Infotisch aufräumen, die restlichen Wasserflaschen verteilen. Um 15.00 Uhr brachte eine der Unterstützer:Innen eine wunderbare Gemüsesuppe, die stärkte und gleichzeitig traurig machte, weil sie nicht mit denen geteilt werden konnte, die sie wirklich bräuchten.

 

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