Viele überlebten diesen Weg nicht. Vor 80 Jahren begann für Tausende von KZ-Häftlingen ein Todesmarsch, der auch ins Bremer Umland führte. Was zum Gedenken im April geplant ist.
Von Ulrike Schumacher
Zum Gedenken an den Todesmarsch von 1945 hat die Gemeinde Hagen in Zusammenarbeit mit der Stiftung Lager Sandbostel an drei Orten in der Gemeinde zum Gedenken an den Todesmarsch drei Erinnerungsstelen aufgestellt.
Sie waren entkräftet und ausgezehrt, ihre Ernährung völlig unzureichend. Viele von ihnen kamen auf dem Weg um oder wurden erschossen. „Oft blieben die Leichen einfach am Wegesrand liegen“, schreibt der Denkort Bunker Valentin auf seiner Internetseite und erinnert an die Todesmärsche Tausender KZ-Häftlinge. 80 Jahre liegen sie zurück. Nun soll ein mehrtägiger Gedenkmarsch im April daran und an die Opfer erinnern.
In den letzten Kriegsmonaten hatte die SS auf Befehl Heinrich Himmlers die Konzentrationsund Vernichtungslager angesichts der heranrückenden Alliierten nach und nach aufgelöst. Die Häftlinge wurden in langen Fußmärschen in andere Lager getrieben. So war das KZAußenlager Farge zum Durchgangslager für Häftlinge aus dem nordwestdeutschen Raum. Über 5000 Menschen seien von dort „entlang der Landstraßen und Bahnstrecken der Region unter den Augen der Bevölkerung“ transportiert worden.
Viertägiger Gedenkmarsch
Es wird eine – in vielfacher Hinsicht – bewegende Reise in die Vergangenheit, „die den 80. Jahrestag des grausamen Todesmarsches in Erinnerung ruft“, schreiben die Initiatoren des Gedenkmarsches auf der Internetseite www.geschichte-erlaufen.de. Unter dem Motto „Steps to remember“ führt der Gedenkmarsch über vier Tage von Donnerstag, 24. bis Sonntag, 27. April, vom Mahnmal Denkort Bunker Valentin bis zur Gedenkstätte Lager Sandbostel. Etliche Institutionen – allen voran die Polizeiinspektion Verden/Osterholz und die Berufsbildenden Schulen Osterholz-Scharmbeck – haben den geplanten Gedenkmarsch, der unter der Schirmherrschaft der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens steht, auf die Beine gestellt.
Auftakt bildet am Mittwoch, 23. April, ab 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung im Ludwig-Baumann-Saal im Bürgerhaus Vegesack. Der Antifaschistische Arbeitskreis des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses, Vorgänger der heutigen Friedensschule, war bereits im Jahr 1985 mit mehr als 50 Teilnehmern den rund 80 Kilometer langen Weg des Todesmarsches gegangen, an dem sich der Gedenkmarsch 2025 orientieren wird. Darüber wird Renate Sonnenberg berichten, die den Marsch damals zusammen mit Gerd Meyer initiiert hatte. Auch damals fand die Abschlussveranstaltung in Sandbostel statt.
Mit diesem Marsch setzen wir ein klares Zeichen gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus.
Organisatoren des Marschs
Als einen „Marsch der Hoffnung, des Gedenkens und der Gemeinschaft“ kündigt die Polizei Bremen die viertäge Aktion an, die von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet wird. „Mit diesem Marsch setzen wir ein klares Zeichen gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus“, schreiben die Initiatoren auf ihrer Internetseite. „Auf der historischen Strecke von Bremen nach Sandbostel schaffen wir Raum für Auseinandersetzung, Reflexion und Austausch.“ Mit dem Marsch wolle man nicht nur an die Opfer erinnern. Er solle auch „ein Aufruf zur Wachsamkeit und ein Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie“ sein. „Er bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, sich der Verantwortung gegenüber unserer Geschichte zu stellen und die Erinnerung an kommende Generationen weiterzugeben.“
Los geht es am Denkort Bunker Valentin
Die einzelnen Etappen gehen über ein Länge von etwa 15 Kilometer, sagt Andreas Ehresmann, Leiter der Gedenkstätte Lager Sandbostel, wo die Gedenkveranstaltung auch musikalisch ausklingen wird. Die erste Etappe am Donnerstag, 24. April, führt vom Denkort Bunker Valentin nach Hagen im Bremischen, wo es in der Burg zu Hagen um 20 Uhr Fachvorträge geben wird. Die zweite Etappe führt am Freitag, 25. April, von Hagen nach Beverstedt. Dort steht für 19 Uhr ein Konzert auf dem Programm. Von Beverstedt aus geht es am Sonnabend, 26. April, nach Oerel, wo die bewegende Geschichte eines damals jungen Augenzeugen des Todesmarsches zu hören ist. Den Begriff Todesmarsch hatten die Häftlinge im Übrigen selbst geprägt. Die Nationalsozialisten sprachen offiziell von einem „Evakuierungsmarsch“.
Von Oerel aus führt die Strecke am Sonntag, 27. April, über Bremervörde zur Gedenkstätte Lager Sandbostel. Das KZ-Außenlager Sandbostel war am 29. April 1945 von Einheiten der britischen Armee befreit worden. Zu dem Zeitpunkt „lebten noch etwa 7000 von ursprünglich 9000 KZ-Häftlingen und 14 000 Kriegsgefangene im Lager“, schreibt der Denkort Bunker Valentin auf seiner Homepage. „Die meisten von ihnen waren extrem unterernährt und litten unter dadurch verursachten Krankheiten.“
Wer an dem Gedenkmarsch teilnehmen möchte, kann die ganze Strecke oder auch nur einzelne Etappen mitgehen. Für Übernachtungsmöglichkeiten sei gesorgt, kündigt Andreas Ehresmann an. Sämtliche Veranstaltungen seien kostenfrei. Anmelden kann man sich über die Internetseite www.geschichte-erlaufen.de. Hier gibt es zudem weitere Informationen.