6. August: Hiroshima mahnt

Bericht von der Gedenkveranstaltung zum Hiroshima-Tag

„Atombomber? Nein danke! Keine nukleare Aufrüstung!“ lautete das Motto des Hiroshima-Gedenktages in Bremen. In mehr als 100 Orten der BRD gedachten Atomwaffengegnerinnen und –gegner der mehr als 200 000 Opfer der US-Atombombenabwürfe über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki.

In Bremen wird traditionell das peace-Zeichen mit Blumen auf dem Marktplatz ausgelegt.

Es sprach Dr. Angelika Claußen, die Co-Vorsitzende der IPPNW (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärztinnen und Ärzte in sozialer Verantwortung) (Link zum Download ihrer Rede).

In ihrem historischen Rückblick verwies sie auf die militärische Sinnlosigkeit des Atombombeneinsatzes. Japan war im August 1945 besiegt und zur Kapitulation bereit, unter der Bedingung, dass der Kaiser weiter im Amt bleiben dürfe. Zur aktuellen Lage verwies Angelika Claußen auf die noch nie so große Gefahr eines erneuten Atomwaffeneinsatzes. Die Atomwaffenstaaten modernisierten ihre Waffen. Die USA hielten weiter an ihrer Erstschlagdoktrin fest, Russland schließe den Atomwaffeneinsatz nicht aus, wenn es sich in seiner Existenz bedroht sehe. Ganz abgesehen davon, dass es bei Vorwarnzeiten von wenigen Minuten auch aus Versehen zu einem Einsatz kommen kann. Umso wichtiger ist der Atomwaffenverbotsvertrag, dessen Unterzeichnung auch von der bundesdeutschen Regierung weiter zu fordern ist.

Bernd Fischer vom Bremer Friedensforum erinnerte in seinem prononcierten Beitrag an die Vorgeschichte des Ukrainekrieges.

Gäste aus Frankreich und England wurden herzlich begrüßt und trugen kurze Grußadressen vor. Sie sind in ihren Ländern aktiv in Organisationen des gewaltfreien Widerstands. Im Anschluss an ihren Besuch in Bremen fahren sie nach Büchel, wo sie gegen die 20 US-Atomwaffen, die dort lagern, protestieren.

Wie in den letzten Jahren gab es wieder die Fotoausstellung mit Bildern aus Hiroshima, die von unserer japanischen Freundin auf dem Marktplatz aufgebaut wurde. Die Anleitungen zum Falten von Kranichen im Gedenken an die Opfer von Hiroshima fanden guten Absatz.

Ein Gedicht gegen die Atombombe und schließlich der Ulmentanz zum Schluss rundeten die Veranstaltung ab, die von Eva Böller vom Bremer Friedensforum moderiert wurde.

Wir dokumentieren die Rede von Bernd Fischer auf der Hiroshima-Gedenkveranstaltung am 6.8.2024 in Bremen

Liebe Angelika Claußen, liebe Anwesende, liebe Bürgerinnen und Bürger Bremens, liebe Gäste aus nah und fern, die in der Bremer Innenstadt bestaunen, was den Zweiten Weltkrieg überstanden hat. Mein Name ist Bernd Fischer, ich spreche für das Bremer Friedensforum.

  1. Für alle, die es noch nicht wissen oder schon vergessen haben: Noch im Januar 1945 war von den USA geplant, die Atombomben über Deutschland abzuwerfen, doch der erste erfolgreiche Test gelang erst am 16. Juli desselben Jahres, also zwei Monate nach der deutschen Kapitulation, als der Regierung von Harry S. Truman längst klargeworden war, welche Rolle das besiegte Deutschland im beginnenden kalten Krieg spielen könnte. Dass also Deutschland durch die rechtzeitige militärische Niederlage vom nuklearen Inferno verschont blieb, haben wir in erster Linie der Roten Armee zu verdanken, die uns in ihrem opferreichen Kampf – 13 Millionen sowjetischer Soldaten waren bis 1945 gefallen – vom Faschismus befreit hat.
  2. Zur weiteren Erinnerung und für alle, die es noch nicht wissen oder schon vergessen haben: Der russische Angriff auf die Ukraine war kein unprovozierter Angriff, im Gegenteil. Die Nato hat lange darauf hingearbeitet, Russland zu diesem Schritt zu provozieren, um es international zu isolieren und mittels Wirtschaftssanktionen in die Knie zu zwingen. Das macht den russischen Angriff nicht besser oder weniger schlimm, ein Bruch des Völkerrechts war und ist er allemal.
  3. Und zuletzt für alle, die es noch nicht wissen: In der russischen Nukleardoktrin von 2020 wird (im Gegensatz zur US—amerikanischen Doktrin) der atomare Erstschlag ausgeschlossen, womit aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass das russische Frühwarnsystem durch einen technischen Fehler oder einen konventionellen Angriff – die Ukraine hat gezeigt, wie es geht – ausfällt oder bei Fehlalarm einen atomaren Gegenschlag auslöst.
    Ziel eines solchen Gegenschlags wären wir, und dies vor allem dann, wenn die Stationierung weitreichender Waffensysteme in Deutschland nicht verhindert wird.
    Wer hierzulande Hyperschallraketen stationiert, reduziert die Vorwarnzeit für die Russische Föderation auf zwei Minuten. Einen Stanislaw Petrow, der 1983 in der Sowjetunion nach 10 Minuten Bedenkzeit auf Fehlalarm entscheiden und die Welt vor einem atomaren Inferno bewahren konnte, wird es dann nicht mehr geben.
    Und nebenbei bemerkt: Was auf dem letzten Nato-Gipfel in Washington von Olaf Scholz unter Ausschluss der deutschen Öffentlichkeit und des deutschen Parlaments gemeinsam mit Joseph Biden ausgeheckt wurde, ist die gefährlichste politisch-militärische Verschwörung seit dem sogenannten Nato-Doppelbeschluss vom 12. Dezember 1979, der übrigens auch auf das Konto eines SPD-Bundeskanzlers ging.
  4. Wenn Angelika Claußen die Hoffnung hegt, US-Präsident Biden und Bundeskanzler Scholz seien sich der Gefahr einer nuklearen Eskalation bewusst, dann wollen wir gerne mit ihr hoffen und darauf vertrauen, dass sich Olaf Scholz auch weiterhin weigert, die Ukraine mit dem Marschflugkörper Taurus auszurüsten, der, einmal gegen Moskau abgefeuert, eine atomare Reaktion nicht etwa auslösen könnte, sondern mit Sicherheit auslösen würde.

Natürlich gibt es Tage, an denen wir die Nato-Komplizen Klingbeil, Pistorius und Scholz zum Teufel wünschen, also dorthin, wo die gefallenen Engel, die aus der Hölle kommen, also wir, auf sie warten, um ihnen den Atomwaffenverbotsvertrag um die Ohren zu schlagen. Doch eine Koalition aus CDU/CSU und Bündnis90/Die Grünen wäre in Steigerung dessen, was wir haben, der reine Horrortrip. Und: In der SPD, auch in der Bremer SPD, regt sich Widerstand gegen den Regierungskurs, und diesen Widerstand gilt zu unterstützen.

Deshalb mobilisiert das BFF zur Bundesweiten Demonstration am 03. Oktober in Berlin. Bringen wir gemeinsam mit allen Friedenskräften aus allen gesellschaftlichen Lagern – mit Ausnahme der AfD – unseren Protest auf die Straße. Zeigen wir den politisch-medialen Kriegstreiben, dass wir uns von ihnen nicht in die Kriegstauglichkeit treiben lassen. Vielen Dank.

Download der Rede von Bernd Fischer

Herzlichen Dank an Georg Maria Vormschlag für die Fotos:

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir freuen uns über Kommentare, wenn Sie die üblichen Höflichkeitsregeln beachten.
Bitte fügen Sie in Ihren Text keine Links auf andere Webseiten oder ähnliches ein, da wir diese nicht veröffentlichen können. Ein Bezug zum kommentierten Beitrag sollte auch erkennbar sein... 😉