Protestcamp an der Uni Bremen – Antwort der Unileitung auf den Offenen Brief von Ehemaligen

Dass das Protestcamp gegen den Krieg in Gaza von der Polizei auf Anordnung der Unileitung am 8. Mai 2024 schon nach wenigen Stunden wieder geräumt wurde, hat Aufsehen erregt und zu Protesten geführt. Noch nie in der Geschichte der Universität Bremen wurde die Polizei zur Lösung von Konflikten gerufen! In einem offenen Brief von ehemaligen Studenten und Lehrende protestierten über 50 Unterzeichner gegen dieses ihrer Meinung nach gedankenlose und geschichtsvergessene Vorgehen der Rektorin Prof. Dr. Jutta Günther. In dem Brief hieß es:

„Der Polizeieinsatz – der erste in der Geschichte der Bremer Universität – markiert einen Bruch in der Tradition und Kultur der Universität. In der Geschichte der Universität wurden sehr viel größere Kontroversen und radikalere Aktionen auf dem Campus ausgehalten und ohne Polizeistaatseinsatz von den Uni-Angehörigen verarbeitet. […] Wir als Alumni, als ehemalige Mitarbeiter:innen und Lehrende der Universität und anderer Bremer Hochschulen sowie als Bremer Bürgerinnen und Bürger würden uns wünschen, dass die Universitätsleitung sich der Traditionen der Universität im Umgang mit den Anliegen der heutigen Studierenden der Universität bewusst und ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird. Das bedeutet auch, sich mit divergierenden Meinungen der Studierenden in einem konstruktiven Dialog auf Augenhöhe auseinanderzusetzen.“ (Der vollständige offene Brief hier)


Heute nun (17.05.2024) hat die Uni-Leitung geantwortet.

Sehr geehrte Frau Lübben, sehr geehrter Herr Griesche, sehr geehrte Unterzeichnende,
die Rektorin und das Rektorat haben Ihr Schreiben und wertvolle Reflexion zu dieser herausfordernden Lage unmittelbar zur Kenntnis genommen und ich möchte nun auch im Auftrag den Dank des Rektorats dafür an Sie übermitteln. Es ist uns sehr wichtig zu verdeutlichen, dass es das unbedingte Anliegen des Rektorats war und ist, mit den Protestierenden bzw. deren Sprecher:innen im Dialog zu sein, diesen auch weiterhin fortzusetzen und das respektvolle Miteinander auf dem Campus zu pflegen. Das Rektorat der Universität Bremen hat sich inzwischen zu den Forderungen der Studierenden des Protestcamps positioniert, siehe https://www.uni-bremen.de/universitaet/hochschulkommunikation-und-marketing/aktuelle-meldungen/detailansicht/universitaetsleitung-zu-den-forderungen-des-protestcamps

Mit freundlichen Grüßen
Anke Semrau


Kurzer Kommentar: Die Universitätsleitung der Uni Bremen findet viele schöne Worte von Verständigung, Toleranz, Diversität usw. Z.B. so: „Wir nehmen die derzeitige von Polarisierungen und Spannungen gekennzeichnete Lage als Universitätsleitung sehr ernst und möchten gemeinsam mit den Akteur:innen, die sich aktuell zu Wort gemeldet haben, im Gespräch bleiben.“ Das ist hoffentlich ernst gemeint und eigentlich selbstverständlich für einen Ort der Wissenschaft – war aber gar nicht der Anlass für den Protestbrief. Die zentrale Frage war: warum wurde die Polizei gerufen, um den studentischen Protest gewaltsam zu unterbinden?