AK Nahost: Hintergründe – Ausgabe 2024-09-14

Liebe Palästina/Israel Interessierte,
Hier wieder die neuesten Infos.
Claus Walischewski

0. Petition  Für einen gerechten Frieden in Gaza. Waffenexporte stoppen & Hilfsblockade beenden!  wer noch nicht unterschrieben hat: https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-einen-gerechten-frieden-in-gaza-waffenexporte-stoppen-hilfsblockade-beenden

1. Bremen:

  • Sonntag,  15.9. Film: “The Law and the Prophets” – Szenen aus dem Westjordanland(s. Anlage) 16:00 Uhr im Zion Theatersaal, Kornstraße 31, 28201 Bremen
     ‚The Law and the Prophets‘ – zwei Stunden lang –  ist ein fesselnd gefilmter, rasanter und gründlicher Blick auf die täglichen Bedrohungen und Herausforderungen, mit denen Palästinenser konfrontiert sind. Infos unter: https://kino-in-der-neustadt.de/event/the-law-and-the-prophets-szenen-aus-dem-westjordanland/
  • Dienstag. 17.9. 19 Uhr Konzert mit dem palästinensischen Pianisten Aeham Ahmad, Träger des „Internationalen Beethovenpreises für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion“ zusammen mit Martin Schulze.  Dienstag, den 17.September 2024 um 19.00 Uhr im Theatersaal der Zionsgemeinde in der Kornstaße 31, in der Neustadt
    Info unter: http://nahost-forum-bremen.de/wp-content/uploads/2024/08/24-09-17-Einladung-zu-einem-Konzert.pdf
  • Fr. 20.9. 17 Uhr Film und Gespräch mit Ramsi Killani: NOT JUST YOUR PICTURE, the story of the Killani Family (s. Anlage) im Paradox, Bernhardtstr. 12
    Dokumentarfilm von Anne Paq und Dror Dayan über zwei deutsch-palästinensische Geschwister, Ramsis und Layla, deren Vaterbei einem israelischen Luftangriff getötet wurde.
    Info unter: https://notjustyourpicture.com/about/

2. UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA) Update Nr. 211

„Ärztinnen und Ärzte berichteten dem Internationalen Roten Kreuz (IRK), dass Kinder ohne überlebende Familienangehörige in Krankenhäusern aufgefunden werden und dort mangels alternativer Betreuungsmöglichkeiten im Wesentlichen allein leben.
Das IRK wies darauf hin, dass seit Oktober 41 Prozent der Familien im Gazastreifen für Kinder sorgen, die nicht ihre eigenen sind, und eine UN-Erhebung vom April 2024 schätzt, dass dieser Prozentsatz mehr als achtmal höher ist als in anderen Krisengebieten, wo die Zahlen zwischen drei und fünf Prozent liegen.
Trotz der Betreuung durch andere Familien/Personen verstärken die schlimmen Bedingungen und der Mangel an Ressourcen die Befürchtung, dass Kinder vernachlässigt werden, insbesondere im Zuge der jüngsten Vertreibungen, da Familien aufgrund des begrenzten Platzes und der begrenzten Ressourcen dazu gezwungen sind, ihre eigenen Kindern zu bevorzugen.
Die IRK kommt zu dem Schluss, dass „Kinder, die von ihren Familien verlassen oder getrennt wurden, sowie Waisen einem besonders hohen Risiko von Kinderarbeit, Ausbeutung, Vernachlässigung und psychischen Problemen ausgesetzt sind. Ihr Zugang zu überlebenswichtigen Ressourcen ist ebenfalls stark eingeschränkt.
Um der Gefahr der Trennung von Familienangehörigen entgegenzuwirken, plant UNICEF, 450 000 Identitätsarmbänder an Kinder zu verteilen, die den Namen des Kindes, sein Geburtsdatum und die Telefonnummer eines Familienmitglieds enthalten.“

3. Die israelische Armee missbraucht völkerrechtswidrig Palästinenser als  menschliche Schutzschilde (FAZ, 11.9. 2024) s.Anhang

Ein israelischer Soldat berichtet, dass seine Einheit „aus Spass“ palästinensische Wohnungen in Brand gesetzt habe und Palästinenser als Schutzschild genommen habe. Diese Praxis gab es auch schon 2002 ist aber offiziell verboten.

4. Mariam Barghouti im 972-Magazine,

Mariam Barghouti ist eine palästinensisch-amerikanische Journalistin und Schriftstellerin mit Sitz in Ramallah.  Vor kurzem wurde auch berichtet, dass die Armee am 30. September den 83-jährigen Tawfiq Qandeel im Lager in Jenin erschossen und ihn auf der Straße zurückgelassen hat, wo er ohne Zugang zu medizinischer Versorgung starb. Zwei Tage später wurde in den sozialen Medien ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie israelische Militärfahrzeuge über die Leiche von Qandeel fahren.

Während die israelische Armee behauptet, die Jenin-Brigaden und andere palästinensische Widerstandsbewegungen zu bekämpfen, hat die derzeitige Operation große Teile der zivilen Infrastruktur im Flüchtlingslager verwüstet, was eindeutig eine Form der kollektiven Bestrafung darstellt.

„Sie haben unser Haus in die Luft gesprengt, sie haben es in die Luft gesprengt!“ so die 72-jährige Khayriyeh Khrayneh gegenüber +972, kurz nachdem sie gezwungen worden war, aus ihrem Haus in der Nähe des östlichen Viertels des Flüchtlingslagers Jenin zu fliehen.

Vier Tage nach Beginn der Operation war die Stadt Jenin weitgehend zu einer Geisterstadt geworden, während sich das Flüchtlingslager in ein Schlachtfeld verwandelte. Die palästinensische Bevölkerung war gezwungen, in ihren Häusern zu bleiben, während israelische Soldaten Gebäude in Militärstützpunkte umwandelten und Scharfschützen auf verschiedenen Dächern postierten. ZivilistInnen, darunter Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke, wurde im Zuge der vollständigen Belagerung des Flüchtlingslagers der Zugang zu Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten verwehrt.

„Wir durften nicht einmal ein Glas Wasser trinken“, weinte Khrayneh, als sie zwischen Bomben, Bulldozern und scharfer Munition gefangen waren. Khrayneh und ihre Tochter wurden mit Waffengewalt zur Flucht aus ihrem Haus gezwungen, wobei sie nur eine kleine schwarze Handtasche mit ihren Ausweisen und Pässen mitnehmen konnte.
Ihre drei Söhne (der jüngste von ihnen ist 16 Jahre alt) und ihr Ehemann wurden alle von der israelischen Armee mitgenommen – Teil einer Kampagne von Massenverhaftungen, die sich gegen die Männer und Buben von Jenin richtete, wie AugenzeugInnen im Lager berichten. Khraynehs Ehemann ist an Diabetes erkrankt und braucht ständige medizinische Betreuung; ihr ältester Sohn, 41, kämpft gegen Krebs.

„Er hatte gerade eine Chemotherapie hinter sich“, erzählt Khrayneh, die ihre Tränen zurückhält, als der Rauch über den Trümmern ihres Hauses nur wenige Meter entfernt aufsteigt.
„Wir sind seit Tagen in unseren Häusern eingeschlossen“, so Saed Souki aus der Stadt Al-Batal, etwas außerhalb des Stadtzentrums von Jenin, gegenüber +972. „Wir haben seit Tagen keinen Zugang zu den grundlegendsten Dingen, wie Mehl und Babynahrung. Jeder Versuch, die Belagerung zu umgehen, wurde mit brutaler Gewalt beantwortet: Am 1. September bombardierte und tötete das israelische Militär drei palästinensische Kinder aus Seela Harthiya, westlich von Jenin, als sie auf ihrer Vespa fuhren, nachdem sie Brot an EinwohnerInnen von Jenin geliefert hatten.1
Nicht einmal Krankenwagen konnten die Stadt durchqueren, um das Flüchtlingslager zu erreichen. Nach Angaben des Leiters des Palästinensischen Roten Halbmonds in Jenin, Mahmoud Al-Saadi, „wurde auf die Krankenwagen geschossen und den Sanitätern die Einfahrt nach Jenin verweigert, auch nicht um die Leichen der getöteten Palästinenser zu bergen, obwohl sie in Abstimmung mit der israelischen Armee Genehmigungen erhalten hatten.“

„Sie machen das Leben für uns unerträglich“, erklärte A.. „Das treibt uns natürlich zur Konfrontation, und wenn wir das tun, verschärft das israelische Militär seine Misshandlungen weiter.“ Als A. mit +972 sprach, hatten die israelischen Streitkräfte den Obst- und Gemüsemarkt von Jenin in Brand gesetzt, mindestens 70 Prozent der Straßen im Lager und in den umliegenden Gebieten mit Bulldozern zerstört und die Wasserversorgung des Lagers und von 80 Prozent von Jenin komplett abgestellt. Und da Israel Berichten zufolge plant, das gesamte Westjordanland zur „Kampfzone“ zu erklären, warnen israelische Regierungsvertreter, dass „die Operation in Jenin erst der Anfang ist“.

Die IDF hat bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht auf die Bitten von +972 um eine Stellungnahme geantwortet; ihre Erklärungen werden hinzugefügt, sobald sie eingegangen sind.
(Originalbeitrag in englischer Sprache: https://www.972mag.com/jenin-operation-summer-camps/)

5. Hochinteressant! Der israelische Psycologe Bar -Tal

analysiert die Psyche der Israelis (und der Palästinenser): https://epaper.zeit.de/article/1df4a34126777fffe69c44bda5177e5c9346aae699eb61b13e8290f01988aba1

6. 15 leading human rights and civil society organizations in Israel warn against repressive resolution on antisemitism considered by German parliament:

https://www.breakingthesilence.org.il/inside/15-leading-human-rights-and-civil-society-organizations-in-israel-warn-against-repressive-resolution-on-antisemitism-considered-by-german-parliament/

7. Die FAZ berichtet am 14.9. über den israelischen Militäreinsatz in Dschenin.

MILITÄREINSATZ IN DSCHENIN – Widerstand bis zur letzten Patrone. https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/gaza-israels-grosseinsatz-hat-in-dschenin-wut-und-verzweiflung-hinterlassen-19982785.html
Hier Auszüge:
Krankenhausdirektor Baker sagt: „Ein junger Mann mit Schusswunden habe eine halbe Stunde in einem Rettungswagen vor dem Krankenhaus warten müssen, weil er seinen Ausweis nicht dabei hatte, erzählt der Arzt. Seine Verwandten seien schließlich nach Hause geschickt worden, um die Dokumente zu holen. Als sie zurückkamen, sei der Mann bereits verblutet gewesen. „In Notfällen wie diesen zählt jede Minute“, sagt Baker. „Hätten wir den Patienten früher behandeln können, wäre er wahrscheinlich noch am Leben.“

„Dann zeigt sie ein Video, das seit Tagen in den sozialen Netzwerken kursiert. Es zeigt die Leiche eines 17 Jahre alten Jungen, der während des Großeinsatzes von israelischen Soldaten erschossen wurde und anschließend mit einem Bagger eine Straße entlanggeschleift wird. „So gehen sie mit uns um“, sagt sie, ihre Stimme wird lauter. „Sie wollen uns einschüchtern, aber sie erreichen das Gegenteil.  „So gehen sie mit uns um“, sagt sie,ihre Stimme wird lauter. „Sie wollen uns einschüchtern, aber sie erreichen das Gegenteil.“ Mit jedem Militäreinsatz wachse die Zahl der Kämpfer, die sich militanten Gruppierungen anschlössen. Die junge Generation im Camp sei entschlossener denn je, sich gegen die israelischen Besatzer zur Wehr zu setzen. Für Shalabi ist die Rechnung einfach: „Was haben wir denn davon, hier nur passiv herumzusitzen?“, fragt sie. „Wenn sie mein Zuhause sowieso zerstören, dann kann ich beim nächsten Mal auch gleich eine Waffe in die Hand nehmen.“

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