Forensic Architecture hat in einem Film (2:50 Min.) den Genozid in Gaza dokumentiert: [Link] und auch eine Dokumentation dazu erstell: „Eine räumliche Analyse des Verhaltens des israelischen Militärs in Gaza seit Oktober 2023“ (Originaltitel: A Spatial Analysis of the Israeli Military’s Conduct in Gaza since October 2023)
Mondoweiss hat über diese Dokumentation einen Bericht geschrieben: Mapping the genocide in Gaza – Forensic Architecture’s latest report documents the extent and intent of Israel’s assault on the Gaza Strip, strengthening South Africa’s case in the ICJ charging Israel with the crime of genocide [Link]
Spiegel-Artikel vom 21.12. In einem Jahr leben wir in Gaza
„Im Norden Gazas zerstört die israelische Armee nach SPIEGEL-Recherchen systematisch Städte und vertreibt die Bevölkerung. Sie bereitet den Boden für eine Militärbesatzung und für den möglichen Bau neuer jüdischer Siedlungen.“ »Was hier passiert, ist mehr als nur eine ethnische Säuberurg.« Mohammed Kilani, Rechtsanwalt
(Link zum Artikel, hinter einer Bezahlschranke)
Wenn man den Genozid in Gaza mit der Erinnerung an den Holocaust rechtfertigt…
Der italienische Historiker Enzo Traverso kritisiert massiv die deutsche Unterstützung des israelischen Völkermords im Gazastreifen.
Arn Strohmeyer schreibt: der italienische Historiker Enzo Traverso hat ein großartiges Buch über den Völkermord in Gaza und die total verfehlte deutsche Reaktion darauf geschrieben. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Ich habe eine Rezension geschrieben. (Link) Ich hatte in meinem vorigen „Hintergründe“ schon Auszüge aus diesem Buch.
Haaretz-Meinungsumfrage: Die Palästinenser sind unzufrieden mit der Hamas – und sie wollen ein Ende des Krieges (Link)
Die Unterstützung für die Hamas folgt dem typischen Muster des Kriegsverlaufs und ist derzeit rückläufig: Von 43 Prozent in der PSR-Umfrage vom Dezember 2023 unterstützten 36 Prozent die Hamas im September dieses Jahres. Nach der jüngsten AWRAD-Umfrage verliert die Hamas bei jeder Art von Wahl, ob bei Parlaments- oder Präsidentschaftswahlen.
Und in der PSR-Umfrage vom September erreichte die Hamas auf die Frage, für wen die Befragten bei einer Parlamentswahl stimmen würden, ihren niedrigsten Wert seit Beginn des Krieges – 29 Prozent, wenn auch immer noch etwas mehr als im September 2023.
Was schließlich die von PSR wiederholt gestellte Frage betrifft, ob es richtig war, dass die Hamas Israel am 7. Oktober angegriffen hat, so ist die Zustimmung in beiden Gebieten auf den bisher niedrigsten Stand gesunken. Nur eine Minderheit (39 Prozent) der Gazaner sagt, dass es richtig war, und 54 Prozent der gewichteten Gesamtheit der Palästinenser, was einem Rückgang von 72 Prozent vor einem Jahr entspricht.
Diese Ergebnisse sind immer noch demoralisierend. Und mit 84 Prozent der israelischen Juden, die in der gemeinsamen israelisch-palästinensischen Umfrage vom Juli weiterhin rechtfertigen, was Israel seit dem 7. Oktober im Gazastreifen getan hat, hat niemand ein Monopol auf eine schlechte Einstellung.
Israelischer Historiker legt umfangreiche Datenbank über Kriebsverbrechen in Gaza an
Mordechai beschreibt in seinem Dokument die Tötung von Kindern durch israelische Soldaten, die Ermordung ganzer Familien, das Aushungern und Erschießen von Zivilisten, Panzer, die über Gefangene und Leichen fahren, und vieles mehr. Fußnote 354 des Dokuments zeigt Aufnahmen von Palästinensern, die von israelischen Streitkräften erschossen werden, während sie eine weiße Flagge tragen. Das Video, das zuerst von Middle East Eye veröffentlicht wurde, zeigt viele Menschen, die weiße Fahnen schwenken, während sie offenbar ihre Häuser evakuieren. Eine Frau mit einem kleinen Kind wird von einem israelischen Scharfschützen erschossen, wobei das Kind entkommen kann.
Unter den Zehntausenden von Menschen, die während des Krieges getötet wurden, erwähnt Mordechai auch den Tod von vier Frühchen, nachdem die israelischen Streitkräfte beschlossen hatten, das Krankenhaus, in dem sie sich befanden, zu räumen. Eine Krankenschwester, die sich um fünf Babys kümmerte, war gezwungen, das stärkste zu wählen, das überleben durfte.
Israelische Soldaten werden mit Stapeln von Geld fotografiert, das sie aus palästinensischen Häusern in Gaza geplündert haben, und ein Bulldozer der israelischen Armee zerstört einen großen Stapel von Lebensmittelpaketen einer humanitären Hilfsorganisation. (Link)
Inmitten von Völkermordvorwürfen bewilligt Deutschland Waffen für den Staat Israel in Millionenhöhe
palestinechronicle.com, 24.12.24
Zu den jüngsten Waffenlieferungen gehören Getriebe für die israelischen Merkava-Panzer. Diese wurden in Deutschland hergestellt und im Sommer für den Export freigegeben. Deutschland hat in den vergangenen Wochen zusätzliche Waffenexporte nach Israel im Wert von mehr als 30 Millionen Euro (31,2 Millionen Dollar) genehmigt, berichtete Der Spiegel am Dienstag 1. Im Laufe des Jahres hat Deutschland damit trotz wachsender internationaler Kritik an den israelischen genozidalen Aktionen im Gazastreifen Waffenexporte im Gesamtwert von mehr als 160 Millionen Euro nach Israel erlaubt. (Link)
Vervierfachung der Hauszerstörungen im Westjordanland und in Ostjerusalem
(Bericht von Die Good Shepherd Collective)
Die Zerstörungen haben sich seit 2023 fast verdoppelt und seit 2020 vervierfacht. Seit dem 1. Januar 2024 hat Israel allein in Ostjerusalem und im Westjordanland 549 Militäroperationen durchgeführt, bei denen 1.766 Gebäude zerstört und 4.275 Menschen aus ihren Häusern und von ihrem Land vertrieben wurden.
Sieben neue Außenposten wurden im Gebiet B des Westjordanlandes errichtet, was die erste derartige Expansion seit den Osloer Vereinbarungen darstellt, da die meisten Siedlungen im Westjordanland in den isolierten Gemeinden des Gebiets C entstehen. Fünf Außenposten wurden in der Nähe von Bethlehem errichtet, zwei weitere in der Nähe von Ramallah.
Diese Ausweitung stellt eine erhebliche Verlagerung der Siedleraktivitäten über das Gebiet C hinaus dar, wobei diese sieben Außenposten 13,5 % der insgesamt 52 im Jahr 2024 errichteten Außenposten ausmachen. Die israelische Regierung hat nicht nur diese Ausweitung zugelassen, sondern auch die Zivilverwaltung ermächtigt, palästinensische Bauten in der „vereinbarten Reserve“ abzureißen, was dazu führte, dass zahlreiche palästinensische Familien aufgrund von Siedlergewalt und Abrissbefehlen gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben wurden.
Aus den Berichten der Vertretung des Staates Palästina Wien: www.palestinemission.at
„Auch in diesem Jahr betrachten wir die Bedeutung des Weihnachtsfestes anhand des Bildes vom Jesuskind in den Trümmern. Christus liegt immer noch unter den Trümmern, weil immer noch Kinder unter den Trümmern in Gaza herausgeholt werden. Es bricht uns das Herz, dass wir immer noch um einen Waffenstillstand flehen müssen. Die verantwortlichen Politiker scheinen damit keine Schwierigkeiten zu haben, dass dieser Krieg so lange andauert wie bisher. Sie haben beschlossen, dass palästinensisches Leben verzichtbar ist. 44700 Tote (ohne jenen, die unter den Trümmern liegen), darunter fast 17 500 Kinder. 87 Prozent der Wohneinheiten sind beschädigt. Tausende sind körperlich behindert. Millionen von Menschen sind traumatisiert.
Es ist buchstäblich die Hölle auf Erden in Gaza.
Wie viele müssen noch geopfert werden, bevor die verantwortlichen Politiker beschließen, dass es genug ist? Wir sagen mit Nachdruck: Wir sehen in jedem getöteten Kind das Bild Jesu. Jedes einzelne Kind ist kostbar für Gott.“
Pfarrer Munther Isaac, Weihnachtskirche Bethlehem, Dezember 2024„Wir sehen Familien, die bei lebendigem Leib in ihren Zelten verbrennen. Die Ärzte sagen uns, dass jetzt mehr Menschen bei den Angriffen sterben, weil es nicht einmal Strukturen um sie herum gibt, die sie vor den Granatsplittern schützen. Die Zelte werden in Brand gesteckt, und es gibt niemanden, der kommt und das Feuer löscht. Es gibt hier keine Feuerwehr. Die Menschen verbrennen einfach bei lebendigem Leib.“ Louise Wateridge, UNRWA-Leiterin für Nothilfe, in einem CNN Interview, Dezember 2024
Aussagen der UNICEF-Kommunikationsbeauftragten Rosalia Bollen bei der Pressekonferenz am 20. Dezember 2024 im Palais der Nationen in Genf. (Originalbeitrag in englischer Sprache: Link)
Die Kinder in Gaza frieren, sind krank und traumatisiert. Hunger und Unterernährung sowie die katastrophalen Lebensbedingungen im Allgemeinen gefährden weiterhin das Leben der Kinder. Gegenwärtig können über 96 % der Frauen und Kinder in Gaza ihre grundlegenden Ernährungsbedürfnisse nicht decken. Die meisten leben von rationiertem Mehl, Linsen, Nudeln und Konserven – eine Ernährung, die beginnt, ihre Gesundheit zu gefährden.
Im November kamen durchschnittlich 65 LKW-Ladungen Hilfsgüter in den Gazastreifen, verglichen mit 500 LKW-Ladungen täglich vor dem Krieg – und als der Gazastreifen noch über eine eigene Nahrungsmittelproduktion verfügte. Der nördlichste Teil des Gazastreifens ist nun seit 75 Tagen nahezu vollständig belagert. Humanitäre Hilfe konnte die bedürftigen Kinder seit mehr als 10 Wochen nicht mehr erreichen.
Gaza muss für humanitäre HelferInnen einer der herzzerreißendsten Orte der Welt sein. Jede noch so kleine Anstrengung, das Leben eines Kindes zu retten, wird durch die verheerenden Zerstörungen zunichte gemacht. Seit mehr als vierzehn Monaten stehen die Kinder am Rande dieses Alptraums, wobei Berichten zufolge mehr als 14 500 Kinder getötet und Tausende weitere verletzt wurden.
„Das hält das Gericht nicht aus“
(Bericht der Süddeutschen Zeitung)
Nach dem Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu sieht sich der Internationale Strafgerichtshof selbst in seiner Existenz bedroht. Die US-Republikaner unter Donald Trump bereiten Sanktionen vor, die diesen Gerichtshof faktisch lahmlegen könnten. (Link, hinter einer Bezahlschranke)
In den USA haben die Republikaner ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Sanktionen gegen den IStGH vorsieht. In diesem Gesetz ist von Einreiseverboten und der Beschlagnahme privater Vermögenswerte die Rede. Von Kontosperren. Das Sanktionsregime richtet sich potenziell gegen alle Personen, die IStGH-Ermittlungen gegen die USA und ihre Verbündeten unterstützen. Das geht sehr weit. Theoretisch könnte das auch Europäer betreffen, die dem IStGH bloß ihre Expertise zur Verfügung stellen. Zum Beispiel auch deutsche Beamte des Bundeskriminalamts, die dem IStGH immer mal wieder helfen, Leichen zu identifizieren.
US-Präsident Jimmy Carter, der jetzt im Akter von 100 gestorben ist, hat sich immer für Israel eingesetzt, aber auch Rechte für die Palästinenser angemahnt. Carter sprach oft über die Notwendigkeit, die Rechte der Palästinenser anzuerkennen, aber er betonte auch immer wieder, dass seine Motivation in seiner Zuneigung zu Israel und seinem Wunsch nach dessen Überleben liege, was er nicht für möglich hielt, wenn es die Palästinenser weiterhin unterdrückte. Wegen seines Buchs Palestine: Peace Not Apartheid, (2006) wurde ihm Antisemitismus vorgeworfen. Am Ende seines Buches schreibt er: „Die Quintessenz ist diese: Frieden wird es in Israel und im Nahen Osten nur geben, wenn die israelische Regierung bereit ist, sich an das Völkerrecht zu halten … Es wäre eine Tragödie – für die Israelis, die Palästinenser und die Welt -, wenn der Frieden abgelehnt und ein System der Unterdrückung, der Apartheid und der anhaltenden Gewalt zugelassen würde.“ Das gilt auch heute noch!