Barbara Heller: Begrüßung, Einleitung und Moderation der Kundgebung zum Ostermarsch auf dem Marktplatz in Bremen am 19.4.2025
Herzlichen willkommen zur Kundgebung des Bremer Ostermarsches!
“Kriege stoppen! Nein zu Kriegsvorbereitung und Kriegstüchtigkeit!“
Unter dieser Losung haben eine Reihe von Organisationen aufgerufen.
Danke an das Rote Krokodil, das uns hier auf dem Marktplatz mit Musik begrüßt hat.
Der Bremer Ostermarsch ist Teil der bundesweiten Friedensaktivitäten, die in diesem Jahr in etwa 120 Orten stattfinden.
Liebe Friedensfreundinnen, liebe Friedensfreunde, was sind das für Zeiten, in denen wir gerade leben? Die Zahl der Menschen, die in Kriegen stirbt, ist so hoch, wie seit 30 Jahren nicht mehr. Jeder 6. Mensch lebt in einem Kriegsgebiet. 27 Millionen Menschen sind auf der Flucht, 122 Millionen sind Vertriebene aufgrund von Kriegen und Umweltzerstörungen. 800 Millionen Menschen hungern, 24 000 sterben täglich durch Verhungern.
Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass die reichen Länder, die nicht ausschließlich, aber mehrheitlich – für diesen humanitären Bankrott verantwortlich sind, bereit sind, einen Weg für eine gerechtere Welt einzuschlagen? Das Gegenteil ist der Fall.
In Deutschland wird die unvorstellbare Summe von 500 Milliarden Euro für Aufrüstung zur Verfügung gestellt. EU-weit soll diese Summe um weitere 800 Milliarden Euro erhöht werden. Die USA geben fast 1 Billion Dollar jährlich für Tod und Zerstörung aus. Weltweit sind es fast 2,5 Billionen Dollar jährlich.
10 % der Rüstungsausgaben würden genügen, um den Hunger auf der Welt zu besiegen. Jean Ziegler nennt es Mord, an dem sich auch unser Land beteiligt.
Wir sagen Nein zu dieser amoralischen, mörderischen Politik! Wir lehnen Aufrüstungab!
Wir lehnen Kriegstüchtigkeit ab! Übrigens hat schon Goebbels „Kriegstüchtigkeit“ gefordert.
Wir lehnen eine Politik ab, die mit immer mehr Waffen für immer mehr Tote verantwortlich ist.
Geld für Waffen genügt nicht, um eine Gesellschaft kriegstüchtig zu machen. Es braucht Menschen, die die Panzer schmieden, die Munition gießen und die Drohnen montieren. Es braucht Menschen, die bereit sind, in den Krieg zu ziehen. Wenn sie dazu nicht bereit sind, wie viele junge Leute, die bisher den Werbefeldzügen der Bundeswehr in Schulen, Hochschulen und auf Berufsmessen widerstehen, wird die Wehrpflicht wieder eingeführt.
Wir lehnen die Wiedereinführung der Wehrpflicht ab!
Für die Wehrpflicht machen sich besonders diejenigen stark, die sicher nicht mehr einrücken werden. Damit die Bevölkerung der Aufrüstung und Kriegsvorbereitung zustimmt, wird systematisch die Angst vor den Russen geschürt. Franz Joseph Degenhardt schrieb schon vor Jahrzehnten: „Macht endlich Schluss mit diesem faulen Frieden, mit unserer Angst, die man hier täglich schürt. Sonst wird uns wieder mal ein sogenanntes Los beschieden, das uns zum dritten Male an die Schlachtbank führt.“
Das Feindbild Russland hat in Deutschland Tradition und war schon das Vorspiel zum 1. und zum 2. Weltkrieg. Auch in der Zeit des Kalten Krieges wirkte die „Bedrohungslüge“.
Angesichts der mehr als 10fachen militärischen Überlegenheit der NATO und selbst der 3fachen Überlegenheit der EU-Staaten wäre es selbstmörderisch, wenn Russland einen solchen Krieg planen würde. Militärs und Geheimdienstleute aus Deutschland, der EU und den USA vermelden, dass es von Russland weder Aussagen, noch Pläne, noch konkrete Vorbereitungen gibt, EU oder NATO-Staaten anzugreifen.
Ja aber, sagen da Viele, Russland ist in die Ukraine einmarschiert. Das stimmt. Die Frage nach dem Warum wird aber nicht gestellt. Und wer sie stellt, hat sowieso verschissen. Wir fragen trotzdem: Hat Deutschland alles getan, um diesen Krieg zu verhindern? Hat Deutschland sich – gerade angesichts seiner Geschichte – für die Sicherheitsinteressen Russlands eingesetzt? Hat sich Deutschland entsprechend dem Friedensgebot, das im GG, dem 2+4 Vertrag und der UN-Charta vorgeschrieben ist, verhalten? Deutschland hat nichts für Frieden mit Russland getan. Im Gegenteil: Deutschland gehört eher zu den Scharfmachern in den internationalen Kriegsregionen. Deutschland liefert – nach den USA – die zweitmeisten Waffen in die Ukraine und auch nach Israel.
Das ist Politik nach dem Geschmack von Rheinmetall und anderen Waffenschmieden.
Wenn es zu dem Krieg kommt, der jetzt auch in Deutschland vorbereitet wird, dann wird von diesem Land nichts mehr übrig bleiben. Der 1. Weltkrieg endete mit 17 Millionen Toten, der 2. Weltkrieg mit mehr als 60 Millionen Toten. Wenn es zu einem 3. Weltkrieg kommt, wird es hier kein lebenswertes Leben mehr geben. Selbst wenn keine Atomwaffen eingesetzt werden, die Bombardierung von einem oder mehreren der mehr als 25 Atomkraftanlagen in Deutschland genügt, um unsere Lebensgrundlagen zu zerstören.
„Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr zu finden.“ (Bert Brecht)
Eine Vorbereitung auf dieses Szenario wäre die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland.
Ich freue mich sehr, dass sich Arno Gottschalk, SPD Bürgerschaftsabgeordneter, bereit erklärt hat, auf dem diesjährigen Ostermarsch zu sprechen. Mit seiner Kritik an der Stationierung vertritt er keine Mehrheit in seiner Partei. Umso wichtiger ist es, seine Stimme zu Gehör zu bringen. Ich kenne in Bremen niemanden, der sich so intensiv mit der Thematik und den Gefahren der Stationierung von US-Mittelstreckenraketen auseinandergesetzt hat.
Danke an Arno Gottschalk. Lasst uns anknüpfen an historischen Erfahrungen mit Abrüstung und Diplomatie. Lasst uns für eine gemeinsame Sicherheit in Europa kämpfen.
Keine neuen US-Raketen in Deutschland!
Unterschreibt den Berliner Appell gegen die Stationierung US-amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland.
Am 8. Mai begehen wir den 80. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und des Kriegsendes in Europa. Der Schwur von Buchenwald „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ war und ist zentraler Leitgedanke der Friedensbewegung. Beide Aussagen gehören zusammen, beiden fühlen wir uns verpflichtet.
Die Lehre aus dem Holocaust: das Nie wieder! muss für alle Menschen gelten. Mit großer Sorge sehen wir, dass das humanitäre Völkerrecht, Menschenrechte und UN-Charta immer mehr ausgehöhlt werden und einseitig und selektiv benutzt werden. Dem widersprechen wir entschieden und sagen: Alle Menschen sind gleich. Jedes Menschenleben zählt.
Wie wichtig dieses Vermächtnis ist, sehen wir am Beispiel Gaza. Im Moment sind diejenigen stärker, die auf Verbrechen, Gesetzlosigkeit und Völkermord setzen. Wir stehen auf der Seite der Menschlichkeit. Das Internationale Recht ist auf unserer Seite, auch wenn es keine Bataillone hat.
Rajeh Abu Ayyash und Bernd Fischer tragen auf auf arabisch und deutsch das Gedicht: Wenn ich sterben muss vor.
Jetzt spricht Dr. Detlef Griesche, Vizepräsident der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft. Wir haben in den letzten Tagen erlebt, wie der Ostermarsch, das Bremer Friedensforum und Detlef Griesche diffamiert wurden. Mit allen Mitteln wird versucht, die Bewegung, die solidarisch mit dem palästinensischen Volk ist, zu schwächen. Wir werden diffamiert oder tot geschwiegen. Es gibt gerichtliche Verurteilungen und betriebliche Kündigungen gegen Leute von uns. Wir alle sollen eingeschüchtert werden. Wir halten dagegen!
Danke an Detlef Griesche.
Keine Waffenlieferungen an Israel! Hoch die Internationale Solidarität!
Unterstützt die Aktivitäten der Palästina-Solidarität: die wöchentlichen Demos der PG, die samstägliche Mahnwache vor dem Dom. Besucht die Info-Veranstaltungen zur Situation im Nahen Osten. Informiert Euch auf den einschlägigen Webseiten, z.B. beim Bremer Friedensforum
Zum Schluss unserer Kundgebung hören wir noch ein Stück von Bertolt Brecht. Bernd Fischer trägt vor„Wenn die Haifische Menschen wären“.
Danach hören wir vom Roten Krokodil das Lied
Es ist an der Zeit… Dich haben sie auch schon immer belogen (Hannes Wader)
Hiermit beenden wir die Kundgebung zum Ostermarsch 2025. Kommt alle gut nachhause und lasst Euch nicht unterkriegen. Im Sinne von Rosa Luxemburg: „Sieh, dass du Mensch bleibst. Mensch sein ist von allem die Hauptsache. Und das heißt, fest und klar und heiter sein, ja heiter, trotz alledem.“