Seit Donnerstag, den 25. September um 12.00h, bis Samstag, den 27. September um 12.00h werden zum zweiten Mal in Bremen auf dem Marktplatz 48 Stunden lang non-stop die Namen von in Gaza getöteten Menschen öffentlich verlesen. Wir dokumentieren eine Rede von Bernd Fischer.
Liebe Bremerinnen und Bremer, liebe Stadtgäste aus nah und fern!
Sie sehen hier die Gedenkveranstaltung zu Ehren derer, die seit zwei Jahren von der israelischen Armee in Gaza ermordet werden.
Im Rahmen dieser Veranstaltung verlesen wir in 48 Stunden Non-Stop die Namen aller 65.000 palästinensischen Toten, beginnend mit den neugeborenen Kindern bis hin zu den Erwachsenen.
Liebe Bremerinnen und Bremer!
Der israelische Krieg gegen die Palästinenser in Gaza und im Westjordanland hat nicht erst am 07. Oktober 2023 begonnen. Begonnen hat er mit der Gründung Israels, doch erst seit dem 07. Oktober 2023 wird dieser Krieg geführt, mit der durch und durch rassistischen Parole des damaligen israelischen Verteidigungsministers Yoav Gallant (Zitat):
„Wir kämpfen gegen menschliche Tiere!“
Die israelische Armee, die gesamte israelische Regierung und große Teile der israelischen Gesellschaft folgen dieser Parole, sind also wild entschlossen, die Palästinenser unabhängig von Alter und Geschlecht als „menschliche Tiere“ zu behandeln, die von einer Trümmerlandschaft in die andere gejagt und irgendwann in die von Netanjahu geplanten Konzentrationslager gesperrt oder gleich in die Wüste getrieben werden sollen, dies alles mit dem Ziel, ihnen auf Dauer das Land zu rauben, das seit Jahrtausenden arabisch besiedelt wird.
Es geht schon lange nicht mehr um die Befreiung der Geiseln.
Und es geht nur noch verbal um die Vernichtung der Hamas, die erst mit Netanjahu´s Hilfe für Israel gefährlich werden konnte.
Es geht um sehr viel mehr.
Es geht um Land.
Der europäische Kolonialismus – und der deutsche gehört zur Überraschung vieler Deutscher dazu – hat immer die Entmenschlichung derer propagiert, die er ausbeuten, vertreiben oder vernichten wollte.
Genau diese Entmenschlichung wird heute in Teilen der israelischen Öffentlichkeit mit einer Schamlosigkeit gepflegt, die uns erschaudern lässt. Wenn etwa in einem der populärsten TV-Sender Israels – Channel 14 – die Parole verbreitet wird:
„Jedes Baby in Gaza ist ein Feind!“
Wie kann es sein, dass ein neugeborenes Kind als Feind, genauer: als Staatsfeind Israels gesehen und wie 16.000 andere palästinensische Kinder zum Tode verurteilt wird?
Ganz einfach: Weil es lebt und durch sein Leben den Plan der israelischen Regierung, Gaza und Westjordanland zu annektieren, bedroht.
Liebe Bremerinnen und Bremer!
Hier können Sie, wenn Sie nähertreten, die Gesichter dieser Kinder sehen und beurteilen, ob es sich um Menschen handelt oder, wie von der israelischen Propaganda behauptet, um zukünftige Terroristen, die nur geboren werden, um den Staat Israel zu vernichten.
Kaum zu glauben, doch dieses hochgelobte Land zwischen Jordan und Mittelmeer, von dem ich, Bernd Fischer, einmal dachte, es beherberge mit der großen Zahl der Holocaust-Überlebenden und ihrer Kinder und Enkelkinder, mit der großen Zahl der Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler den klügsten und humansten Teil der Menschheit – dieses hochgelobte Land hat sich unter Netanjahu und seiner kriminellen Regierung in einen Terrorstaat verwandelt, der alles bombardiert, vertreibt und ermordet, was ihm im Wege steht.
Gegen diesen Wahnsinn stehen wir auf!
Gegen diesen Wahnsinn protestieren wir!
Und gegen diesen Wahnsinn haben wir diese Lesung organisiert.
Liebe Bremerinnen und Bremer!
Gegen den Völkermord in Gaza formiert sich globaler Widerstand. Auch in Israel, wo die Zahl der Kriegsdienstverweigerer und die Zahl der Soldaten steigt, die depressiv werden oder Selbstmord begehen, weil sie die Schlächtereien ihrer eigenen Armee nicht mehr ertragen können.
In Europa wächst der Druck auf die Regierungen, das Assoziierungsabkommen mit Israel auf Eis zu legen oder ganz zu kündigen.
Kaum aber macht EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen den ersten zaghaften Schritt in diese Richtung, wird sie von der ach so christlichen CDU und der noch viel christlicheren CSU zurückgepfiffen. Es sei „erschütternd, dass die Kommissionspräsidentin ihre unausgegorene Idee von Handelssanktionen gegen die einzige Demokratie im Nahen Osten durchzieht“, erklärte ausgerechnet Armin Laschet von der CDU, der uns mit seiner erschütternden Dummheit schon mehrfach aufgefallen ist.
Doch als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag weiß er genau, worum es der Regierung Merz vor allem geht: Um die Aufrechterhaltung der militärischen Zusammenarbeit, die sich zwischen Deutschland und Israel zu beiderseitigem Kriegsnutzen entwickelt hat, nach dem Willen der Bundesregierung auch weiterentwickeln soll und mit der sogenannten „deutschen Staatsraison“ begründet wird.
Wir pfeifen auf die deutsche Staatsraison!
Wir fordern den sofortigen Stopp aller Waffenlieferungen an Israel
und die sofortige Anerkennung des Staates Palästina
durch die Bundesrepublik Deutschland.
Vielen Dank