Unter dieser Überschrift schreibt
Karim El-Gawhary am 24.11.2025 in der TAZ online:
„Im Gazastreifen setzt das israelische Militär winzige, bewaffnete Drohnen ein. Für ihren Einsatz gibt es bisher keinerlei Regeln.“
Er beschreibt den Einsatz von Quadrocopter-Drohnen durch die israelische Armee im Gazastreifen, die als Mini-Drohnen mit vier Rotoren konzipiert sind und ursprünglich für Aufklärungszwecke verwendet werden. Diese Drohnen wurden jedoch umgerüstet, um als bewaffnete Plattformen zu fungieren, die mit automatischen Schnellfeuerwaffen und kleinen Raketen ausgestattet sind. Sie werden in urbanen Gebieten wie Dschabalija, Beit Hanoun und Beit Lahiya eingesetzt, wo die israelische Armee seit mehreren Wochen am Boden operiert. Die israelischen Streitkräfte behaupten, dass diese bewaffneten Quadrocopter bei der Bekämpfung der Hamas hilfreich sind. Allerdings gibt es vermehrt Berichte über zivile Opfer, einschließlich Kinder, die durch den Einsatz dieser Drohnen getötet wurden.
Ein Beispiel sei die Schilderung von Majda al-Adham, einer Mutter von acht Kindern, die angibt, dass sie sich wegen der Drohnen kaum noch aus dem Haus traut. Der britische Chirurg Nizam Mamode, der im Nasser-Krankenhaus im Gazastreifen tätig war, berichtete im britischen Parlament von seinen Erfahrungen und den Verletzungen, die Zivilisten durch die Drohnen erlitten hatten. Er betonte, dass die Drohnen oft nach Bombardierungen auf Zivilisten zielten, die am Boden lagen. Die Menschenrechtsorganisation Euro-Med Monitor hat mehrere Fälle dokumentiert, in denen Zivilisten durch den Beschuss von Quadrocopter getötet wurden, darunter ein schwerwiegender Vorfall, bei dem Menschen in einer Warteschlange für Mehl beschossen wurden.
Das israelische investigative Magazin „+972“ sowie Journalisten vor Ort haben ebenfalls über die tödlichen Einsätze der Quadrocopter gegen Zivilisten berichtet, auch in humanitären Zonen. Der Al-Jazeera-Korrespondent Hani Mahmoud berichtete, dass Menschen, die ein Evakuierungszentrum verließen, von Drohnen beschossen wurden, um sie einzuschüchtern. Der Journalist Antony Loewenstein beschreibt in seinem Buch „The Palestine Laboratory“, wie die besetzten Gebiete zu einem Testfeld für neue Waffensysteme geworden sind. Er argumentiert, dass der Einsatz der Quadrocopter seit dem 7. Oktober erheblich zugenommen hat und dass diese Technologie möglicherweise auch in anderen Konflikten Verwendung finden wird.
Loewenstein hebt hervor, dass die Quadrocopter eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit unter der palästinensischen Bevölkerung schaffen und dass der Verteidigungs- und Hightech-Sektor für die israelische Wirtschaft von zentraler Bedeutung ist. Die israelische Waffenindustrie hat einen geschätzten Wert von 13,1 Milliarden US-Dollar, und Quadrocopter könnten als eines der Geschäfte der Zukunft angesehen werden. Der internationale Einsatz dieser „Mini-Killerdrohnen“ ist unreguliert, was bedeutet, dass es keine klaren Regeln für ihren Einsatz gibt. Dies könnte sie zu einem wichtigen Kampfmittel in asymmetrischen Kriegen machen, wobei Gaza als Testlabor für zukünftige Konflikte dient.
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