Deutschlandfunk: Immer mehr Rückendeckung für extremistische Siedler

Wir dokumentieren einen Beitrag des Deutschlandfunks, den manche aufgrund der ungünstigen Sendezeit (28.4.2025, 5:20Uhr) vielleicht nicht hören konnten.

Segador, Julio | 28. April 2025, Informationen am Morgen, 05:20 Uhr

Der Palästinenser Ahmed Khalil kann sich an das Geräusch der Flammen noch gut erinnern.

Es ist erst wenige Tage her, dass sein Bauernhof Naisenjel im Westjordanland von extremistischen jüdischen Siedlern angegriffen wurde.

Sie waren maskiert, schwer bewaffnet und bereit, alles niederzubrennen, erzählt der ältere Mann, sichtlich angefasst.

Ich schaute und sah sie, die Siedler hinter dem Zaun, sie wollten hinüberspringen.

Sie kamen hierher und warfen Molotow-Cocktails auf das Zimmer meines Bruders.

Dann warfen sie auch Molotow-Cocktails auf mich.

Teile seines landwirtschaftlichen Anwesens brannten komplett nieder, sagt Ahmed Khalil fassungslos.

Mutas Tawafaseh, der Bürgermeister von Senjel, ist besorgt um seine Gemeinde.

Das war der zweite Angriff von Siedlern auf die Gebiete im Norden und Süden von Senjel.

Es waren hunderte von Siedlern. Sie hatten Waffen, Stöcke und Steine.

Dass extremistische Siedler zunehmend aggressiver werden und immer weiter in palästinensische Gemeinden vordringen,
wird auch von israelischen Journalisten bestätigt.

Roi Sharon ist der Autor des Buches Geschichte des jüdischen Terrors.

Er stellt in einem Podcast im Radiosender Khan fest, dass sich die Qualität der Angriffe auf Palästinenser verändert hat.

In der Vergangenheit war es so, dass sich zwei oder drei vermummte Typen um zwei Uhr in der Nacht trafen,
davor und danach nicht miteinander sprachen, einer Molotow-Cocktail auf eine Moschee warfen und dann verschwanden.

Damit hatte der Vorfall aus ihrer Sicht nicht stattgefunden.

Jetzt ist es anders. Es finden Pogrome statt.

Die Frage, welches Ausmaß die Angriffe extremistischer Siedler auf Palästinenser in deren Gebieten inzwischen angenommen haben,
führt inzwischen auch innerhalb der israelischen Sicherheitsbehörden zu heftigen Auseinandersetzungen.

Während der Inlandsgeheimdienst Schimbet diese Angriffe als Terrorismus einstuft, wiegelt die Polizei mit Rückendeckung des rechtsextremer Ministers für nationale Sicherheit Benghwir ab, spricht von kleineren Taten einiger Jugendlicher.

Das Thema hat inzwischen auch das Zeug zur Staatsaffäre.

In einem Telefonat fordert ein Geheimdienstagent einen Polizisten auf, die extremistischen Siedler, die von den Molotow-Cocktails vielleicht noch nach Benzin riechen, festzunehmen.

Einfach so festnehmen, auch ohne Beweise, fragt der Polizist.

Der Geheimdienst hätte dies immer so getan, sagt der Agent.

Ein Mitarbeiter der Polizei hat das vertrauliche Gespräch mitgeschnitten und inzwischen veröffentlicht.

Der Inlandsgeheimdienst steht als Behörde da, die außerhalb des Rechts agiert.

Omer Rahamim vertritt als Vorsitzender des Regionalrats Judea und Samaria die Interessen der Siedler und übt heftige Kritik am Inlandsgeheimdienst ShinBet.

Wir haben jetzt durch die Aufnahmen herausgefunden, welche Methoden bisher angewandt wurden.

Nämlich, dass der Geheimdienst der Polizei sagt, was sie tun soll.

Aber jetzt macht die Polizei dabei nicht mehr mit.

Sie ist nicht mehr bereit, Menschen ohne Beweise festzunehmen.

Während der ShinBet in die Defensive gerät, sehen sich die extremistischen Siedler im Aufwind.

Mit Rückendeckung der Regierung drangsalierten sie Palästinenser, sagt Ex-Regierungschef Yair Lapid.

Er fordert, dass Premierminister Benjamin Netanyahu einschreitet.

Der Premierminister bezeichnete die Demonstranten, die auf der Autobahn in Tel Aviv ein Feuer machten, ohne jemanden dabei in Gefahr zu bringen, als Terroristen.
Wie genau nennt er die jüdischen Terroristen, die ein Dorf in Brand gesetzt haben, in dem Frauen, Kinder und Alte leben?

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