Atomwaffen-Widerstand: Zwei Frauen wandern ins Gefängnis

Susan van der Hijden, Susan Crane, Chris Danowski (v.l.n.r.) auf dem Pilgerweg gegen Atomwaffen.

Zum 18. Mal geht eine Friedensaktivistin wegen zivilen Ungehorsams im Atomwaffenstandort Büchel ins Gefängnis. Susan Crane aus Kalifornien (80) trat am 4. Juni 2024 für 229 Tage wegen mehrerer Go-In Aktionen ihre Ersatzfreiheitsstrafe an. Damit ist sie die erste Frau aus den USA, die in Deutschland aus Protest gegen die hier stationierten US-amerikanischen Atomwaffen ins Gefängnis geht.

Sie folgte der Ladung zum Haftantritt im Anschluss an einem sechstägigen Pilgerweg, der symbolisch über 130 km ging und damit den „Fliegerhorst Büchel“ mit der Justizvollzugsanstalt Rohrbach verband. Sie wurde auf diesem Weg von ca. 30 Friedensaktiven begleitet. Susan Crane versteht diese Haft als eine Mahnwache hinter Gittern. „peace, disarm, B61 nukes = immoral!“ („Frieden – Abrüsten – B61 Atombomben = unmoralisch!“) stand auf dem Banner, das sie auf ihrer Friedenswanderung mitführte.

Eine weitere Atomwaffengegnerin trat heute zeitgleich ihre Ersatzfreiheitsstrafe aufgrund desselben Delikts an. Die Amsterdamerin Susan van der Hijden hatte bereits Ende April ihre Ladung für eine Ersatzfreiheitsstrafe über 115 Tagessätze erhalten und meldete sich heute zusammen mit Susan Crane in der JVA Rohrbach.

Gerade jetzt, während die Gefahr eines Atomkrieges angesichts des Krieges in Ukraine immens gestiegen ist und alle diplomatischen Lösungen immer wieder blockiert werden, ist ein deutliches Zeichen nötig, so Susan Crane. Die ehemalige Lehrerin lebt in einem „Haus der Gastfreundschaft“ der Catholic-Worker-Bewegung, die sich seit gut hundert Jahren für benachteiligte Menschen einsetzt.

Informationsblatt zum Pilgerweg und die politischen Hintergründe der Gerichtsverfahren: Link


Hintergrund: Atomwaffen in Deutschland

Die USA lagern Atombomben auf deutschem Boden. Auf dem Atomwaffenstützpunkt „Fliegerhorst Büchel“ in der Eifel sind bis zu 20 B61-Bomben für die Verwendung durch Bundeswehr-Soldat*innen stationiert. Jede dieser Bomben hat eine maximale Sprengkraft, die mit der von 13 Hiroshima-Bomben vergleichbar ist. Die Hiroshima-Bombe hat vor 70 Jahren binnen vier Monaten 140.000 Menschen getötet und Unzählige zu langjährigen Leiden verurteilt. Ihre Auswirkungen sind bis heute spürbar.

Seit Jahren ist der Fliegerhorst Schauplatz von Aktionen der Friedensbewegung , mit denen das Ende der nuklearen Teilhabe in Deutschland und die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages gefordert werden. Die internationale Vereinbarung sieht vor, dass Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und Einsatz von Atomwaffen verboten werden.

Vom Bremer Friedensforum sind immer wieder kleine Delegationen nach Büchel gefahren und haben sich dort an Kungebungen, Demos und Blockade-Aktionen beteiligt. Von Jahr zu Jahr wurde die Repression gegen die Atomwaffengegner*innen verschärft. Im Camp in Büchel haben die Bremer*innen auch mehrmals die mutigen Frauen der Catholic Workers getroffen, die furchtlos für die Bewahrung der Schöpfung kämpfen. Eine 80jährige Frau für 229 Tage in den Knast zu schicken, ist eine neue Esakalationsstufe. Auch in Büchel soll Kriegstüchtigkeit herrschen.