Keine Militärdrehscheibe und keine Militärübungen in unserem Hafen. Bremerhaven soll Friedenshafen sein.
In der vergangenen Woche verkündete der Kommandeur des Bremer Landeskommandos, Oberst Timm, für den September Manöver nicht nur im Hafen, sondern in der ganzen Stadt an. Schließlich sei das Thema Krieg in der Bevölkerung „noch ganz weit weg.“ Deshalb werde in der ganzen Stadt geübt, auch mit Schusswaffengebrauch, wenn auch nur mit Platzpatronen.
Dazu erklärt unsere Initiative:
Im Ernstfall schützt eine Heimatschutzkompanie von 120 „Amateursoldaten“ bei den modernen weitreichenden, hochenergetischen Waffen weder den Hafen noch die Bevölkerung. Die Botschaft des Obersts: „Wir sorgen für Sicherheit“ stimmt genau andersherum. Dieses Manöver verunsichert, ängstigt und baut Feindbilder auf.
Die Hafenbetriebe freuen sich über den gesteigerten Umschlag durch die Einfuhr chinesischer E-Autos. Gleichzeitig beteiligt sich die Bundesmarine an Manövern im Pazifik, die gegen China gerichtet sind. Rüstung und Krieg vernichtet Arbeitsplätze.
In unserem Land fehlen durch die immensen Rüstungsausgaben die Mittel für Bildung und Gesundheit, für Renten, Wohnungsbau, Infrastruktur und Versorgung mit alternativen Energien.
Man ist geneigt, dieses Manöver als lächerlich zu verharmlosen. Aber es probt ein Szenario, das Europa in einem nächsten Krieg unbewohnbar zurücklassen würde. Die Bundeswehr zeigt völlige Instinktlosigkeit: Das Manöver soll am 18. September beendet werden. Ein Blick in die Geschichte Bremerhavens zeigt, welch verheerendes Ereignis am 18. September 1944 passierte. Genau vor 80 Jahren am 18. September um 21.58 Uhr begann der Angriff der britischen Bomber: 420.000 Stabbrandbomben, 480 Sprengbomben und 31 Minenbomben trafen die Stadt. Mitte wurde zu 97 Prozent zerstört, Geestemünde zu 75 Prozent und Lehe zu 12 Prozent. Über 600 Menschen starben, manche waren sofort tot, andere verbrannten, etliche erstickten jämmerlich. Um 22.20 Uhr bestand die Stadtmitte nur noch aus Trümmern. Mehr als 30.000 Menschen hatten ihr Zuhause verloren.
Dabei wurde der Hafen verschont: Die USA wollten Bremerhaven als Drehscheibe für Waffen in ganz Europa. Was will die Truppe von Herrn Timm angesichts heutiger Waffen noch schützen?
Schon damals konnten die Vorgänger des Heimatkommandos, der Deutsche Volkssturm, nichts ausrichten. 1944 haben die Nazis alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren verpflichtet, den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen. Tausende von jungen Schülern und alten Männern wurden noch sinnlos verheizt. Sind wir wieder im Vorkriegsmodus?
Ist die Selbstverpflichtung zu Vertrauen und Zusammenarbeit in der Sicherheitscharta der OSZE völlig vergessen?
Sollen stattdessen schon Schulkinder „kriegstüchtig“ gemacht und mit Kriegspropaganda verhetzt werden?
Wir brauchen einen friedlichen Hafen mit Arbeitsplätzen bei Werften, Tourismus, Hafenumschlag:
Keine Krieg übenden Soldaten in der Stadt. Bremerhaven lebt von friedlichen Arbeitsplätzen, wir müssen aus der Geschichte lernen und Friedenshafen sein.
Die Bombennacht vor 80 Jahren mahnt:
Dieses Manöver muss abgesagt werden.
Für die Bremerhavener Initiative „Mut zum Frieden“
Wilfried Krallmann-Hansen
Foto: Protest von Bremer Kriegsgegnern bei der Deputation für Häfen in Bremerhaven. Foto: Autor unbekannt