Kennst Du das Land,
wo die Kanonen blühen?

Foto von Jon Tyson auf Unsplash

Selten gab es weniger Anlass, hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen.

Die Wünsche für ein friedliches Weihnachtsfest kommen einem wie Hohn vor.

Die Christenheit ist ziemlich auf den Hund gekommen.

  • Bethlehem liegt im Westjordanland. Die Israelis haben den Ort mit 15 Meter hohen Mauern eingeschlossen. Die Dörfer in der Umgebung sind permanent von Angriffen israelischer „Siedler“ (in Wirklichkeit Räuber und Banditen) betroffen, meist unterstützt von israelischen Militärs. Der Weihnachtstourismus, eine wichtige Einnahmequelle der Bewohner Bethlehems, ist zum Erliegen gekommen.
  • Die Spitze der evangelischen Kirche in Deutschland hat sich – mit einigen Verrenkungen – dem Kriegskurs der Regierung angeschlossen.
  • Der neue Papst der Katholiken hat bisher nicht an die erfreulich klaren friedenspolitischen Positionen seines Vorgängers angeknüpft.

Und die Weltlichkeit? In der BRD haben wir eine Regierung, die nicht in der Lage ist, auch nur eines der drängenden Probleme der Mehrzahl der Bevölkerung zu lösen.

Tut sie etwas, um die steigende Armut zu bekämpfen? Um allen Menschen einen zeitnahen und qualitativen Zugang zu medizinischer Behandlung zu gewährleisten, um endlich ein Bildungssystem zu finanzieren, in dem der Erfolg nicht mehr von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängt?

Löst sie die Wohnungskrise? Stoppt sie Klimaveränderung und Umweltzerstörung?

Nichts deutet darauf hin, dass die Regierung ernsthaft diese Probleme lösen will. Was sie tut, scheint nur einen Zweck zu erfüllen. Die Umverteilung von unten nach oben. Die Reichen werden immer reicher. Armut nimmt zu. Am meisten profitieren die Rüstungskonzerne, die sich über eine Aufrüstungsorgie freuen, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland nicht gegeben hat. Profiteure sind die Aktienbesitzer von Rheinmetall und anderen Waffenschmieden, deren Kurse in schwindelerregende Höhen schießen.

Also: Was tun? Verzweifeln, resignieren, zynisch werden?

Weiten wir den Blick!

Schauen wir uns an, was in anderen Ländern und Regionen der Welt passiert! Freuen wir uns an den Hunderttausenden, die weltweit für Palästina auf die Straße gehen. Freuen wir uns über die mutigen Transportarbeiter, die in europäischen Häfen den Transport von Waffen in Kriegsgebiete verhindern. Freuen wir uns daran, dass immer öfter PolitikerInnen, vor allem aus dem globalen Süden, die Großmachtpläne Deutschlands und der EU selbstbewusst zurückweisen. Freuen wir uns daran und lernen von den Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunden weltweit.

Wir sind Teil der internationalen Solidarität.

Immer mehr Menschen weltweit sehen in der „westlichen Wertegemeinschaft“ ein verlogenes Konstrukt. Der deutsche Kanzler verstärkt diese Einsicht mit jedem Fettnäpfchen, in das er zielgenau tritt. Der deutsche Außenminister muss sich – weil er die Bombardierung der iranischen Atomanlagen begrüßte – vom Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, fragen lassen, ob er die UNO-Charta nicht kenne?

Vor dem Personal dieser Bundesregierung muss man nicht Respekt haben.

Wenn es mal in einer Landesregierung in diesen Tagen eine Ausnahme gab, wollen wir uns auch daran freuen. Gerne zitieren wir den früheren Bremer Innensenator:

Quelle: Buten & Binnen vom 9.12.2025 (Link) – Wir danken dem Innensenator Ulrich Mäurer für seine klugen Aussagen zur Abrüstung und zum Ukraine- Krieg und wünschen ihm für seinen  Ruhestand alles Gute!

Weiterhin gilt: Krieg ist keine Lösung.

Wir haben allen Grund, uns des eigenen Verstandes zu bedienen, aus der Vergangenheit zu lernen, Selbstbewusstsein zu entwickeln, klug zu sein und solidarisch mit den Opfern der bundesdeutschen Politik. Das wären gute Schritte, die Friedensbewegung zu stärken.

Wir machen weiter.

Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!
Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn
in den Büros, als wären es Kasernen.

Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe.
Und unsichtbare Helme trägt man dort.
Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe.
Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!

Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will
– und es ist sein Beruf etwas zu wollen –
steht der Verstand erst stramm und zweitens still.
Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!

Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen
und mit gezognem Scheitel auf die Welt.
Dort wird man nicht als Zivilist geboren.
Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.

Kennst Du das Land? Es könnte glücklich sein.
Es könnte glücklich sein und glücklich machen?
Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein
und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.

Selbst Geist und Güte gibt´s dort dann und wann!
Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann.
Das will mit Bleisoldaten spielen.

Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün.
Was man auch baut – es werden stets Kasernen.
Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?
Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!

Erich Kästner, Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn (1928)

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