Barbara Heller (Bremer Friedensforum) am 15.11.2024 in Bremen auf der 48-Stunden-Gedenkveranstaltung für die in Gaza Getöteten:
In Bremen haben die ‚Seeds of Palestine‘, der AK Nahost, das Bremer Friedensforum und UNIte for Pali eine 48-stündige Lesung der Namen der in Gaza von der israelischen Armee Getöteten organisiert, von Donnerstag 12 Uhr bis Samstag 12 Uhr. Wir hatten die Namen von über 30.000 Opfern auf arabisch und deutsch mit dem jeweiligen Alter des Opfers ausgedruckt und haben sie dem Alter nach, beginnend mit den getöteten Neugeborenen, vorgelesen. Die Namen lagen ebenfalls digitalisiert vor und wurden auch auf eine Leinwand geworfen, immer der Name mit dem jeweiligen Alter dabei.
Da ja auch in den Nachtstunden gelesen werden sollte, hatten wir für alle Fälle den Text auch auf Video aufgezeichnet. Der Zuspruch war aber so groß, dass sich auch für die schwierigen frühen Morgenstunden immer Vor-Leserinnen und Vor-Leser fanden, die im 15-Minutentakt wechselten. Jeweils nach 2 Stunden gab es die Möglichkeit einer kleinen Rede, in der der Hintergrund unserer Leseaktion erläutert wurde und politische Aussagen gemacht werden konnten. Wir haben nur 26.000 Namen geschafft, zu mehr hat es nicht gereicht.
Vor dem Lesepavillon lagen Bilder mit Namen und Aussagen der Getöteten auf dem Boden, jedes Bild hatte eine kleine Kerze und eine weiße Blume (meistens Rosen). Das erwies sich als sehr eindrucksvoll. Ebenso eindrucksvoll war aber auch die Welle von Solidarität, die sich in Form von Geldspenden und mitgebrachten Keksen, Kuchen, Kaffe, Tee und Köstlichkeiten der arabischen Küche zeigte.
Umso bitterer war es, dass wir von den Medien komplett ignoriert wurden. Der Bremer Lokalsender berichtet wohl über den zur Zeit der Lesung errichteten großen Weihnachtsbaum oder über das Klabenanschneiden der Bäckerinnung auf dem Marktplatz, aber nicht über die direkt daneben stattfindende Lesung.
Auch das Ordnungsamt hatte versucht, uns Steine in den Weg zu legen und die Lesung auf 34 Stunden beschränken wollen, weil „die Behörden, Gastronomiebetriebe, Hotelbetriebe, Arztpraxen und Handelsgeschäfte durch Ihre Versammlung in Ihrer Berufsausübung beeinträchtigt werden könnten.“
Zwei Tage vor dem geplanten Beginn der Lesung bekamen wir die Auflagen am späten Nachmittag, kaum Zeit für gerichtliche Schritte. Dank unseres Rechtsanwalts gelang es, eine einstweilige Verfügung beim Verwaltungsgericht zu erwirken, die die Auflagen des Ordnungsamts kassierte und uns in allen Punkten Recht gab, außer der Tatsache, dass wir wegen des Klabennanschneidens der Bäckerinnung etwas später anfangen sollten.
Danke für Euren Mut und eure Duchsetzungkraft …
Ich bin nicht gekommen –
es war einfach zu viel …