Beitrag Martin Schmidt, Internationale ÄrztInnen zur Verhütung des Atomkriegs – ÄrztInnen in sozialer Verantwortung (IPPNW)
Jeglicher Einsatz von Atomwaffen verursacht katastrophales menschliches Leid. Ein Atomkrieg würde das Ende unserer Zivilisation und eine Katastrophe für die Ökosysteme des Planeten bedeuten. Schon ein regional begrenzter Atomkrieg hätte so weitreichende Konsequenzen für das Klima und unsere Landwirtschaft, dass das Leben und die Gesundheit von Milliarden von Menschen bedroht wären.
Das Ziel der IPPNW ist es, durch unsere Arbeit dazu beizutragen, einen Atomkrieg zu verhindern. Mit diesem Ziel klären wir über die medizinischen Folgen von Uranbergbau, Herstellung, Testung und Einsatz von Atomwaffen auf und setzen uns für konkrete Abrüstung und ein vollständiges Verbot von Atomwaffen ein.
Weltweit gibt es weiterhin über 12.000 Atomwaffen. Auch in Deutschland, in Rheinland-Pfalz, sind etwa 20 US-Atombomben stationiert. Entsprechend wichtig ist es, im aktuellen Gedenkjahr – 80 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki – die Notwendigkeit der nuklearen Abrüstung wieder ins öffentliche Bewußtsein zu rücken.
Am 6. und 9. August 1945 zerstörten die USA mit zwei Atombomben die Städte Hiroshima und Nagasaki – mit verheerenden, bis heute nachwirkenden Folgen. In Hiroshima starben etwa 140.000 Menschen bis Ende des Jahres 1945, in Nagasaki waren es 74.000 Menschen. Viele überlebten schwer verletzt oder leiden bis heute an den Spätfolgen. 80 Jahre danach erinnern wir an das Leid der Opfer und der Überlebenden, aber auch an die anhaltende Bedrohung durch Atomwaffen.
Tatsächlich nimmt die Bedrohung zu. Im Krieg in der Ukraine und in Russland, der von Vielen als Stellvertreterkrieg bezeichnet wird, stehen sich Atomwaffenstaaten – Russland auf der einen Seite und die die Ukraine unterstützenden Atomwaffenstaaten USA, Großbritannien und Frankreich auf der anderen Seite – gegenüber.
Die Zunahme der Bedrohung zeigt sich auch in dem völkerrechtswidrigen Angriff Israels und der USA auf den Iran. Beide Staaten verfügen über Atomwaffen, Israel ist dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten, beide Staaten wollen dem Iran die friedliche Nutzung von Atomenergie unmöglich machen.
Die Friedensnobelpreisträgerorganisation IPPNW verurteilt die Militärschläge der USA und Israels gegen den Iran aufs Schärfste und fordert einen sofortigen Waffenstillstand, um eine weitere Eskalation und den Verlust von Menschenleben zu verhindern. Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung die Militärschläge nicht nur nicht verurteilt, sondern begrüßt. Die Bombardierungen sind völkerrechtswidrig, bedrohen die Zivilbevölkerung und destabilisieren die gesamte Region. Die Haltung der Bundesregierung konterkariert alle Bemühungen, den gewaltsamen Konflikt durch Verhandlungen zu deeskalieren.
Die IPPNW fordert die Bundesregierung auf,
- sich eindeutig zum Ziel einer atomwaffenfreien Welt und zur Ächtung aller Massenvernichtungswaffen zu bekennen: Ein Atomkrieg kann nicht gewonnen und darf niemals geführt werden,
- die Aushandlung neuer Abkommen für nukleare Risikobegrenzung und Abrüstung zum Kern der Rüstungskontrollpolitik zu machen,
- die nukleare Teilhabe Deutschlands in der NATO zu beenden und den Abzug der US-Atombomben aus Büchel zu veranlassen,
- dem Beispiel von mehr als 70 Staaten weltweit zu folgen und den UN-Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen und zu ratifizieren.